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Katalog-Nr. 3023

Gustave Moreau, attr., Studie zu "La fée aux griffons"

Moreaus malerisches Interesse galt vor allem antiken, mystischen, biblischen oder phantastischen Darstellungen, die er nicht selten kombinierte, die jeweiligen Geschichten waren für den Künstler Mittel zur Verbildlichung von Gefühlswelten, Gedanken und Erfahrungen, Moreau thematisierte so nicht selten sein eigenes, von Ängsten und Depressionen - aber auch glücklichen Phasen geprägtes Leben, vorliegendes Motiv "La fée aux griffons [dt.: Die Greifenfee]" schuf Moreau um 1876, es zeigt eine nahezu nackte junge Frau an einem Weiher vor einer dunklen Grotte, ihr Kopfschmuck und die Garben in ihrer linken Hand lassen sie als Ceres - Göttin der Fruchtbarkeit - erscheinen, sie lehnt scheinbar entspannt an einer mächtigen Säule, auf der eine geflügelte Urne thront und wird von zwei unheimlichen Greifen bewacht, erst auf den zweiten Blick wird man der Schlange gewahr, die sich aus dem Schoß der unnahbaren Schönheit windet, der Künstler spielt hier wohl auch auf die mystische Sage von den Thrien - jenen jungfräulichen Bergnymphen - an, die der Kunst der Weissagung mittels kleiner Kieselsteine, welche sie in eine Urne warfen, mächtig waren, diesen Nymphen wurde jedoch auch Falschheit und Bestechlichkeit nachgesagt, in ihrer geradezu symbolistisch leuchtenden Schönheit zeigt Moreau eine Szene voll geheimnisvollem Verlangen und subtiler Gefahr und verdeutlicht seine eigene Einstellung zur Weiblichkeit, lediglich die symbolische Barriere der Szene zum Betrachter - durch den See - lässt diesen die jenseitige Szene gefahrlos schauernd betrachten, möglicherweise handelt es sich bei der vorliegenden dunkeltonig-emailartig festgehaltenen, mit flottem Pinselduktus und schönem Licht erfassten Malerei um eine Kompositionsstudie von der Hand Moreaus, wesentliche Elemente und die Lichtstimmung des fertigen Gemäldes sind hier bereits angelegt, so sind die junge nackte Frau, die Säule und einer der Greifen deutlich zu erkennen, offensichtlich wurde die Studie seitlich beschnitten - und Moreau wählte letztendlich in seinem fertigen Gemälde zur Steigerung des Eindrucks ein noch höheres Format und fügte am Unterrand des Gemäldes den trennenden See und am oberen Ende der Säule besagte Urne hinzu, Öl auf Karton, um 1875, unsigniert, rückseitig Atelierspuren und Zuschreibung "Dieses Bild ist von Gustave Moreau, geb. Paris 1826-1898", farbschwundrissig, Malgrund gebaucht, in alter versilberter Leiste gerahmt, Falzmaße ca. 33 x 23 cm. Künstlerinfo: frz. Maler und Zeichner des Symbolismus (1826 Paris bis 1898 Paris), erste Ausbildung beim Vater, dem Architekten Louis Moreau, 1836-40 Sekundarschulbildung am Collège Rollin, 1841 erster Italienaufenthalt, 1844-46 gefördert durch François-Edouard Picot, studierte 1846-49 an der Pariser Akademie, 1849-50 autodidaktische Studien im Louvre, ab 1851 freundschaftliche Förderung durch den Ingres-Schüler Théodore Chassériau (1819-1856), 1852-80 Ausstellungsbeteiligung im Pariser Salon, unternahm nach dem Tod Chassériaus, zusammen mit Frédéric de Courcy, 1857-59 zweite Studienreisen nach Italien und weilte in Neapel, Rom, Florenz, Mailand, Lugano, Pisa, Siena und Venedig, hier beeinflusst von Renaissance-Künstlern wie Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli, Andrea Mantegna, Michelangelo Buonarroti, Paolo Veronese, Raffael, Antonio da Correggio, Vittore Carpaccio und Carlo Crivelli, in Italien Freundschaft zu Élie Delaunay, Léon Bonnat und Edgar Degas, ca. 1860 Bekanntschaft mit seiner Lebensgefährtin Alexandrine Dureux (1835-1890), 1865 auf Einladung Kaiser Napoleon III. in Compiègne, 1878 vertreten auf der Weltausstellung Paris, 1883 Offizier der Ehrenlegion, ab 1888 Mitglied der Pariser Akademie, ab 1892 als Nachfolger seines Freundes Elie Delaunay (1828-1891) Professor an der École des Beaux-Arts Paris, Quelle: Thieme-Becker, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Bénézit, Müller-Singer, Seubert, Müller-Klunzinger, Info Museum Moreau Paris und Wikipedia.

Limit:
5000,00 €
Zuschlag:
5500,00 €

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