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Katalog-Nr. 3090

Prof. Jean-Michel Atlan, attr., Abstrakte Komposition

poesievolle Komposition mit rhythmischen Strukturen aus expressiv geschwungenen schwarzen Linien um kraftvoll farbige Flächen, die Arbeit steht am Anfang Atlans internationalen Durchbruchs und seiner vier Jahre währenden, viel beachteten künstlerischen Karriere, die sein kurzes, von Tragik geprägtes Leben beschloss, der heute als einer der wichtigsten Vertreter der „Nouvelle École de Paris“ geltende jüdische Künstler studierte zunächst Philosophie an der Pariser Sorbonne und verkehrte in avantgardistischen Künstler- und Sammlerkreisen, er war befreundet mit Gertrude Stein und Gaston Bachelard, gerade letzterer beeinflusste Atlan mit seinen Theorien des Dynamismus und Surrationalmus, zahlreiche existenzielle Erlebnisse wie seine Unterdrückung als Jude im Vichy-Regime mit Verlust des Lehramts, tiefe materielle Not, die entwürdigende Arbeit als Hausierer und Wahrsager, Unterstützung der Résistance, 1942 seine eigene und die Verhaftung seiner Familie, zum Schutz vorgetäuschte Geisteskrankheit und zweijährige Internierung in einer Nervenheilanstalt, formten Atlans Bewusstsein, gerade während seines Aufenthalts in der Psychiatrie begegnete ihm in seinen Mitpatienten eine Welt jenseits rationellen Denkens, die fortan Eingang in sein künstlerisches Schaffen finden sollte, beeinflusst von der Künstlergruppe CoBrA gelang Atlan - der bereits seit 1941 autodidaktisch malte - 1956 der internationale Durchbruch der mit seinem frühen Krebstod 1960 jäh endete, seiner algerisch-berberischen Abstammung Rechnung tragend, empfand sich Atlan als "Schamane", der sich in der Kunst Afrikas mit all ihrer Magie, ihrer urwüchsigen wie energiegeladenen Wildheit und archaischen Symbolhaftigkeit verwurzelt fühlte, er selbst sagte zu seiner Malerei "... "Bei mir ist es Rhythmus, kein oberflächlicher Linienrhythmus, sondern der formenbildende Rhythmus, ein Rhythmus, der im Feld des Widerspruchs und des Widerstands auf farbige Materie trifft. (...) Meine Arbeit: Beharrlichkeit, die Erfindung von Formen aus mehr und mehr befreiteren Rhythmen, die sich aber dennoch in einem Bereich sehr artikulierter Architektur abspielen. ...", gering pastose Malerei, Öl auf Karton, links unten signiert und datiert "Atlan [19]56", Malgrund gewölbt, gering reinigungsbedürftig, original gerahmt, Falzmaße ca. 56,5 x 40,5 cm. Künstlerinfo: algerischer, jüdischer Philosoph, Maler, Graphiker, Dichter und Illustrator berberischer Abkunft (1913 Constantine/Algerien bis 1960 Paris), einer der wichtigsten Vertreter der „Nouvelle École de Paris“, studierte 1930-34 Philosophie und Dialektik an der Sorbonne Paris, 1939 Professor für Philosophie am Lycée de Laval und 1940-41 am Lycée Condorcet in Paris, befreundet mit Gertrude Stein und Gaston Bachelard, als Jude vom Vichy-Regime 1941 aus dem Lehramt entlassen und verarmt in Paris Montparnasse lebend, hier ab 1941 autodidaktische Hinwendung zur Malerei, Beteiligung an der frz. Résistance, 1942 Verhaftung, durch Vortäuschung einer Geisteskrankheit überlebend und bis 1944 im Sanatorium Hôpital Saint-Anne interniert, nach der Befreiung Frankreichs 1944 erste Ausstellung seiner Kunst und Veröffentlichung seiner Gedichtsammlung "Le Sang profond", beeinflusst von der Künstlergruppe CoBrA, bereits 1947 Ausstellung seiner Werke in der bedeutenden Galerie Maeght Paris, lebte trotz kurzem Erfolg verarmt als Wahrsager und Hausierer, 1955 entwarf er ein Plakat der "Nouvelle École de Paris [dt. Neue Pariser Schule]" für die Pariser Galerie Charpentier und stellte 1956 seine Arbeiten in der Pariser Galerie Bing aus, was zu seinem internationalen Durchbruch führte, ab 1958 wechselnd in Paris und seinem Landhaus in Villiers-sur-Tholon tätig, Mitglied des Salon des Surindépendants, beschickte Ausstellungen in Frankreich, England, Japan, Belgien, Deutschland und den USA, 1960 an Krebs verstorben, mehrere bedeutende Museen widmeten ihm Retrospectiven wie das Musée National d’Art Moderne Paris, das Tel Aviv Museum of Art, das Centre Georges-Pompidou Paris und das Musée des Beaux-Arts Nantes, vertreten unter anderem im Museum of Modern Art New York und im Hirshhorn Museum in Washington, D.C., Quelle: Vollmer, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", AKL, Bénézit, Wikipedia und Internet.

Limit:
5000,00 €

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