Gemälde

Katalog-Nr. 4545

Prof. Franz Stassen, "Die Lebensalter"

Blick in sonnige, paradiesische Sommerlandschaft, mit tanzenden Putti und Reitern im Hintergrund, mittig thront vor einem Lorbeerhain der spärlich in eine purpurne Tunika gehüllte Jupiter, er hält mit seiner rechten Hand eine große Kristallkugel als Zeichen seiner hellseherischen Fähigkeiten, aus seinem Thron entspringt der mythische Quell des Lebens, an dem sich zwei Frauenakte niedergelassen haben, links eine brünette sinnende Schönheit mit Rosen im Haar wie im Schoß und rechts eine junge Mutter mit ihrem Kind im Arm, Jupiters Aufmerksamkeit gilt jedoch drei stattlichen nackten Jünglingen, wobei einer mit Helm, Lanze und Schild mit Medusenhaupt klar als der jugendliche Kriegsgott Mars zu identifizieren ist, welcher als die Verkörperung des Männlichen schlechthin galt, an ihn schmiegt sich ein zweiter Jüngling, der dritte, grazile blondgelockte Jüngling mit Efeukranz im Haar schaut sinnend auf einen grünen Apfel und symbolisiert wohl einen musischen Schöngeist, alle drei stehen für Schönheit sowie geistige und körperliche Kraft der Jugend und sind der Gegenpol zu den zwei alten Frauen und den beiden Greisen, welche rechts wehmütig zur Jugend rückblickend, scheinbar aus dem Bild hinaus streben, das selten großformatige Werk entstand wohl 1905, als Stassens, durch sein katholisch-bildungsbürgerliches Elternhaus geprägte, nazarenische Kunst zunehmend mit Einflüssen des Jugendstils angereichert war und eine eigentümliche Synthese aus klassischer Mythologie und christlichem Weltbild einging, auch im vorliegenden Werk des Künstlers wird seine erzählfreudige Weltabgewandtheit deutlich, die sich ein Leben lang des Künstlers bemächtigte und ihn in Phantasiewelten verortete, als Vorbilder Stassens scheinen bei vorliegendem Gemälde vor allem Sascha Schneider mit seinen monumentalen, athletischen Jünglingsdarstellungen sowie die unorthodoxe Malerei Max Klingers gedient haben – dessen Monumentalgemälde "Christus im Olymp" ähnlich wie Stassens "Lebensalter" nackte, stark erotisch aufgeladene Akteure in christlich-mythologischen Sphären – entgegen aller tradierten Bildikonographie – zusammenführt, das Gemälde entstand in Tempera auf Sperrholzplatte, links unten signiert "F. Stassen", das Gemälde wurde 1905 auf der Großen Berliner Kunstausstellung zusammen mit einem Pastell "Dionysos" und dem bereits in unserem Haus versteigerten Gemälde "Der Baum der Erkenntnis" präsentiert, rückseitig künden das originale Etikett der Ausstellung, neben weiteren Etiketten wie dem des Kunstsalon Gerstenberger Chemnitz, vom regen Interesse am Gemälde, feine Craquelurebildung, restauriert, im originalen versilberten Rahmen, Falzmaße ca. 98 x 221 cm, Katalog Große Berliner Kunstausstellung 1905 und Katalog zum Künstler beigegeben. Künstlerinfo: auch Staßen, dt. Maler, Graphiker, Illustrator, Bühnen- und Kostümbildner und Entwerfer (1869 Hanau bis 1949 Berlin), 1884–86 Schüler der Zeichenschule Hanau bei Friedrich Karl Hausmann und Max Wiese, Privatschüler von Georg Cornicelius in Hanau, studierte 1886–92 an der Akademie Berlin bei Woldemar Friedrich, Wilhelm Streckfuß, Franz Skarbina, Julius Ehrentraut, Ferdinand Bellermann, Gustav Eilers, Paul Meyerheim und Hugo Vogel, kurzzeitig Rückkehr nach Hanau, ab Herbst 1892 Militärdienst, 1893 in München, schließlich Übersiedlung nach Berlin, hier Freundschaft mit Fidus, mit Franz Müller-Münster Reise nach Italien, ab 1897/98 Zusammenarbeit mit dem Verlag Fischer & Franke, bis 1908 vor allem als Illustrator tätig (über 100 Bücher), einer der führenden Vertreter des dt. Jugendstils in der Buchillustration, beschickte die Große Berliner Kunstausstellung, ab 1908 Kontakte zum Bayreuther Wagnerkreis und Mitglied des "Seelenkongress" um Siegfried Wagner, in der Folge zunehmende Hinwendung zu Wagnerthemen und zur germanisch-nordischen Mythologie, 1912 Reise nach Paris, 1932 Reise nach Sizilien, 1939 zum Professor ernannt und 1944 Aufnahme in die "Gottbegnadeten-Liste", erhielt zahlreiche Ehrungen, unter anderem Ehrenpreis und kleine Goldmedaille Berlin, die Schwedische Staatsmedaille und die Goldmedaille der Internationalen Buchausstellung Leipzig 1913, kurzzeitig Mitglied der Berliner Sezession, Mitglied im Reichsverband Bildender Künstler Deutschlands, der allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und des Vereins Berliner Künstler, tätig in Berlin, Quelle: Thieme-Becker, Vollmer, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Dressler, Anton Merk "Franz Stassen 1869–1949", Müller-Singer und Wikipedia.

Limit:
18000,00 €

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