Prof. Richard Dreher, Pointillistischer Damenakt
junge, sich entkleidende Frau vorm Bade am Seeufer im flirrenden Sonnenlicht, Dreher schuf meist Landschaften – Akte und Portraits sind eher eine Seltenheit in seinem Schaffen und setzten eine große Vertrautheit des Malers mit seinem Modell voraus, mit großer Wahrscheinlichkeit portraitiert Dreher hier seine künftige Ehefrau Maria Schmidt, 1908–09 weilte Dreher mit seiner damaligen Ehefrau Selma und den Kindern Eduard und Marianne in der Villa Romana, die Ehe wurde 1911 geschieden und Dreher fand mit Maria seine künftige Partnerin, die ihm vielfach Modell stand, der zeitlebens nach seinem Stil suchende Autodidakt entwickelte sich von einem nahezu altmeisterlichen Naturalismus über den Neoimpressionismus zu einem gemäßigten Expressionismus, bereits 1908 begeisterte Dreher die Juroren des Deutschen Künstlerbundes ob seiner kraftvollen, an van Gogh geschulten Malerei – das vorliegende Gemälde sticht jedoch nicht nur ob des Motivs – sondern auch ob der hier dezidiert angewandten divisionistischen Malweise aus Drehers Œuvre hervor, bemerkte bereits 1912 Max Lehrs (seinerzeitiger Direktor des Dresdner Kupferstich-Kabinetts) nach einem Ausstellungsbesuch im Dresdener Kunstsalon Arnold "... Reifer schien er [Dreher] geworden, als er von Italien und Südfrankreich heimkehrte, seine Bilder strahlten in frischeren Farben […]" – so gewinnt Drehers Badende durch die 1914 gewählte Maltechnik nochmals an leuchtender Intensität, der Grund hierfür dürfte wieder in Drehers Aufenthalt in der Villa Romana zu suchen sein, hier traf er wohl auch kurzzeitig den Maler Paul Baum, der sich als Preisträger ab 1909 für ein Jahr in Florenz aufhielt und anschließend bis 1914 wechselnd in Rom und in der Toskana lebte, 1913–14 hielt sich Dreher ebenfalls in Rom [wo unser Gemälde entstand] und in der Toskana auf und es ist durchaus wahrscheinlich, dass Dreher seinerzeit unter dem zeitweiligen, doch wenig beständigen Einfluss des älteren erfahrenen Paul Baum stand, welcher als der bedeutendste Vertreter des Pointillismus in Deutschland in die Geschichte eingehen sollte, gering pastose Malerei mit charaktervollem Pinselduktus in kraftvoller Farbigkeit, Öl auf Leinwand, links oben signiert, ortsbezeichnet und datiert "Dreher Rom [19]14", Craquelure, im prächtigen, ca. 21 cm breiten neoklassizistischen Goldstuckrahmen (Altersspuren), Falzmaße ca. 155 x 108 cm. Künstlerinfo: eigentlich Eduard Richard Dreher, dt. Maler, Illustrator, Graphiker und Fotograf (1875 Dresden bis 1932 Pillnitz bei Dresden), weitestgehend Autodidakt, 1889–92 Lithographenlehre in Dresden, 1892 Wechsel zu einem Lithographen nach Erkner bei Berlin und später als Retuscheur bei einem Fotografen in Berlin tätig, parallel autodidaktische Hinwendung zur Kunst, verkehrte in Künstler- und Literaturkreisen, ca. 1895 Bekanntschaft mit Gerhard Hauptmann, 1898 kurzzeitig in Hamburg, um 1900 Rückkehr nach Erkner und schließlich nach Niederpoyritz bei Dresden, beschickte ab 1903 Kunstausstellungen in Dresden und Berlin, 1904 Umzug nach Dresden-Rockau, 1908–09 als Villa-Romana-Preisträger des Deutschen Künstlerbundes in Florenz, in Forte dei Marmi in der Nähe von Pisa und in Fiascherino, schloss in Florenz Freundschaft mit Ernst Barlach, gefördert vom Dresdner Sammlerehepaar Erwin und Ida Bienert, ab 1909 außerordentliches Mitglied der Berliner Sezession, 1911 Studienreise nach Dänemark, 1912 in Paris und Südfrankreich, 1913–14 Italienreise mit Aufenthalten in Rom, in Massa/Toskana und an der ligurischen Küste, 1919 als Professor an die Dresdner Akademie berufen, hier Mitglied des akademischen Rats, 1924 erneut in Italien, beschickte zahlreiche Ausstellungen, unter anderem die der Sezessionen in München (Glaspalast) und Berlin, die Künstlerbundausstellungen, ab 1910 Ausstellungen in der Galerie Arnold in Dresden und der Berliner Galerie von Paul Cassirer, Mitglied im Deutschen Künstlerbund Weimar und im Dresdner Künstlerverein, tätig in Rockau bei Dresden, ab 1916 Sommerhaus in Elbersdorf, 1927 krankheitsbedingter Umzug ins Wasserpalais des Schlosses Pillnitz, 1928–29 Rektor der Dresdner Akademie, Quelle: Thieme-Becker, Vollmer, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Dressler, "Künstler am Dresdener Elbhang", "Ein Arkadien der Moderne? 100 Jahre Künstlerhaus Villa Romana in Florenz", "Der neue Rump" und Wikipedia.