Gemälde

Katalog-Nr. 4303

Jan Maurits Quinkhard, Paar Adelsportraits

Brustportrait eines herrschaftlichen Mannes in mittleren Jahren im feinen bestickten Wams aus weißer Seide und blauem Gehrock mit gepuderter Perücke vor abendlicher Landschaft, dazu Gegenstück einer Frau im spitzenbesetztem blauen Kleid mit freizügigem Dekolleté, einen Lorbeerzweig in der Hand haltend, laut Vorbesitzerangabe Darstellung von Mitgliedern des alten pommerschen Adelsgeschlechtes derer von Glasenapp [auch Glasenap], mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei den Dargestellten um den königlich-preußischen Major und Besitzer eines Frei-Husaren-Regiments [der sogenannten "Frei-Husaren Glasenapp"] Baron Joachim Reinhold von Glasenapp (1717 Wardin/Pommern bis ca. 1800 Köln) und seiner 1746 geheirateten Ehefrau Anna Elisabeth [genannt „Louise“ oder "Louisa"] Baronesse Hundt zur Busch (1724 bis nach 1771), Joachim Reinhold von Glasenapp wird als leichtfüßiger, verwegener Lebemann beschrieben, er diente zunächst als Leibpage des preußischen Königs Friedrich II. und machte Karriere beim Militär, nach einem Duell 1751 floh er vor der Festungshaft aus Preußen und stand anschließend in französischen, württembergischen und sächsischen Diensten, 1760 wieder in preußischen Diensten, kämpfte er mit seinem Privatregiment in den Gefechten um Krefeld, Geldern, Frankenhausen, Wolfenbüttel, Leipzig, Nordhausen, Rötha, Meißen und Freiberg im siebenjährigen Krieg, obgleich der "Alte Fritz" wenig Sympathien für die Frei-Husaren empfand, attestierte er Joachim Reinhold von Glasenapp „... Als Soldat ist er beliebt und sehr geschätzt, er ist leichtlebig, genial, schneidig und tapfer ein echter Kriegsheld. ...“, nach dem Ende des siebenjährigen Krieges 1763 löste Glasenapp sein Regiment auf und zog sich auf seine umfangreichen Güter in Pommern und auf die angeheirateten Güter seiner Ehefrau in Tegelen [Herzogtum Geldern im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis] zurück, so ist es naheliegend, dass der zeitweise im nahen Utrecht wirkende Quinkhard für den Portraitauftrag herangezogen wurde, die vorliegenden Gemälde zeigen das Ehepaar unmittelbar nach Kriegsende, die auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinenden Portraits entbehren dennoch nicht einer subtilen Symbolik, so birgt Baron von Glasenapp seine linke Hand im Revers seines Wamses, was vielfach als Erkennungszeichnen von Freimaurern gedeutet wird, ist jedoch vor allem mit der Etikette jener Zeit zu erklären, 1785 beschreibt ein Verhaltensratgeber "Ideen zu einer Mimik" diese Geste wie folgt "... Ist es Würde, Macht, höhere Geisteskraft, höheres Verdienst jeder Art; so misst der Mensch sein Verhältnis gegen andere, denen diese Vorzüge fehlen, durch körperliche Höhe, trägt stolz das Haupt empor, nimmt eine ernste Mine, einen denkenden Blik an, und wird in seinem ganzen Betragen um so verschlossner und kälter, je mehr das eigene Bewusstseyn seines Werthes ihm Selbstgenügsamkeit giebt. ...", auch war es durchaus üblich, dass sich das Ehepaar anblickt – wobei der Ehemann stets auf der "Seite der größeren Ehre" heraldisch rechts [vom Betrachter gesehen links] platziert wurde und die Ehefrau demzufolge heraldisch links – im vorliegenden Portraitpaar weicht Louise von Glasenapp somit den Blicken ihres Ehemanns aus und blickt ebenfalls nach links, die leger an eine Brüstung gelehnte Dame aus altem niederrheinischen Adelsgeschlecht ist sich offenbar auch in Hinblick auf ihren erst 1746 in den Adelsstand erhobenen Gatten ihres sozialen Ranges bewusst, dies wird noch durch den Lorbeerzweig in ihrer rechten Hand betont – er gilt als Symbol des Ruhmes, Sieges und Friedens, lasierende, spätbarocke Portraitmalerei, hierzu bemerkt Nagler (1842) "... Er hatte da [in Amsterdam] den Ruf eines vorzüglichen Bildnismalers, und er verdient auch unter den Künstlern seiner Zeit immerhin grosse Achtung. Er war ein guter Zeichner und ein trefflicher Colorist, und hatte auch im Technischen der Malerei ungewöhnliche Fertigkeit. Die Stoffe und die Perücken wusste er besonders herauszuputzen, ...", Öl auf Leinwand, das Herrenportrait linksseitig signiert "J. M. Quinkhard fecit 1764", das Damenportrait ist rechts unten signiert "J. M. Quinkhard pinxit 1764", auf Hartfaserplatte aufgezogen, restauriert, schön als Pendants gerahmt, Falzmaße je ca. 71,5 x 61 cm. Künstlerinfo: auch Quinckhard, deutschstämmiger niederländischer Genre-, Historien- und Portraitmaler, Graphiker, Kopist, Miniaturmaler, Restaurator und Kunsthändler (1688 Rees am Rhein bis 1772 Amsterdam), Sohn und bis 1710 Schüler des deutschen Malers Julius Quinkhard, um 1710 Übersiedlung nach Amsterdam, hier Schüler von Arnold Boonen (1669–1729), Christoffel Lubienietski (1659–1729) und Nicolaes Verkolje (1673–1746), anschließend tätig in Amsterdam, 1717/18 Gründungsmitglied der Amsterdamer Zeichenakademie "Amsterdamse Stads Teekenacademie", ab 1723 Bürger von Amsterdam, zeitweise in Utrecht tätig, Quelle: Thieme-Becker, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Nagler, Wurzbach, Info Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, Müller-Singer und Wikipedia.

Limit:
1200,00 €
Zuschlag:
1200,00 €

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