Gemälde

Katalog-Nr. 4439

Franz Xaver Fischl, "Bettler"

eindringliche Straßenszene mit zwei um Barmherzigkeit flehenden Bettlern, welche von einer ins Gebetsbuch vertieften, wohlhabenden Kirchgängerin stoisch ignoriert werden, das Gemälde nimmt vorahnungsvoll den tragischen Lebenslauf des Künstlers vorweg, der die meiste Zeit seines Lebens in bitterer Armut, Not und verkannt in persönlicher Isolation dahin vegetierte, nach den für Fischl dramatischen Erlebnissen des 1. Weltkriegs beendete der sensible Künstler 1921 sein Studium an der Münchner Akademie, das Jahr 1921 – in dem vorliegendes Gemälde entstand – markiert einen kurzen Augenblick des Glücks im sonst eher tristen Dasein des Künstlers, er heiratete 1921 in Wasserburg sein Modell Anni und plante, sich mit einem Atelier in Wasserburg sesshaft zu machen, allein die Inflation vereitelte seine Pläne und er war gezwungen. sich auf dem vom Vater erworbenen Hof in der ländlichen Abgeschiedenheit von Trautmannsried niederzulassen, Hans Weiß schreibt hierzu "... die große Not im Land vernichtete dem jungen Künstler auch jeden Versuch, sich eine Existenz aufzubauen. In Trautmannsried haust er mit seiner Anni zeitlebens auf einer Baustelle, nie wird das Haus fertig, es gibt weder Strom noch eine Wasserversorgung. Aber er ist Künstler. Er will malen. Er fertigt Radierungen, Kupferstiche, denn er beherrscht meisterhaft die druckgrafischen Techniken der Radierung, der Kaltnadeltechnik, des Kupferstichs. 140 Druckgrafiken sind aus dem Nachlass bekannt. Ende der 1930er Jahre wandte er sich verstärkt der Ölmalerei zu. Detailgenaue Landschaftsbilder entstanden, fantastische Porträts, in denen er Stimmungen einfängt, mit meisterhaften Pinselstrich porträtiert er ... in einer Art, die an Wilhelm Leibl erinnert, Licht und Schatten subtil führend, im besten Sinn realistisch, nicht schönfärbend. ...", studienhaft-flott erfasste, pastose Genremalerei in zurückhaltender Farbigkeit und effektvollem Hell-Dunkel-Kontrast, Öl auf Leinwand, links unten signiert und datiert "fischl [19]21", rückseitig auf dem Keilrahmen bezeichnet "Bettler von Fischl Wasserburg a/I 1921", gerahmt, Falzmaße ca. 55 x 68,5 cm. Künstlerinfo: eigentlich Franz Xaver Fischl, dt. Maler, Zeichner, Litograph und Radierer (1891 Burghausen bis 1962 Trautmannsried), typischer Vertreter der "Verlorenen Generation", Kindheit und Volksschule in München, 1912 Abitur in Rosenheim, zum Offizier bestimmt, studierte er ab 1912 jedoch Kunst an einer Münchner Privatschule, ab 1913 Studium an der Münchner Akademie bei Martin Feuerstein, 1915–18 Kriegsdienst, seit 1916 als Mitglied der Bayerischen Fußartillerie an der Westfront, anschließend in Burghausen tätig, schließlich bis 1921 Fortsetzung des Studiums an der Münchner Akademie bei Adolf Hengeler und Meisterschüler bei Peter von Halm, 1921 zeitweise in Wasserburg am Inn und Eheschließung mit Anna [genannt: Anni] Kohwagner, inflationsbedingt ab 1925 unter ärmlichsten Verhältnissen freischaffend in Trautmannsried bei Arnbruck im Bayerischen Wald, schuf hier in äußerster Zurückgezogenheit, fernab des Kunstbetriebs, Graphiken und Ölgemälde, 1933–45 wegen "politischer Unzuverlässigkeit" Ausschluss vom Ausstellungsbetrieb, 1953 Ernennung zum Ehrenbürger von Viechtach, Quelle: Matrikel der Münchner Akademie, Info Waldmuseum Zwiesel, Regiowiki, Artikel von Hans Weiß und Ludwig Treimer "Der Maler und Kupferstecher Franz Xaver Fischl".

Limit:
240,00 €
Zuschlag:
500,00 €

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