Gemälde

Katalog-Nr. 4420

Charles van Meer, attr., Andächtiger Mönch

alter bärtiger Mann im braunen Habit, am Kruzifix in karger Studierstube ins Gebet vertieft, das Gemälde besticht als Kabinettstück durch seine äußerst qualitätvolle Malerei, der trefflich erfassten Stofflichkeit und der feinen Lichtregie, auf den ersten Blick fallen das mystisch erleuchtete Kruzifix, das Gebetsbuch auf steinerner Bank und das charaktervoll erleuchtete Antlitz des Mönchs ins Auge, erst auf dem zweiten Blick wird man im Halbdunkel der Zelle des Bücherbords mit Totenschädel gewahr, welche den Raum als Studierstube und Raum der inneren Einkehr kennzeichnen, den aufmerksamen Betrachter dürfte die moralische Symbolik des Gemäldes berühren, so steht der betagte Klosterbruder gelassen in innerer Festigkeit und tiefem Glauben vor dem Abbild seines gekreuzigten Herrn – wohl wissend, dass seine Tage gezählt sind, ein welkes Sträußchen am Kreuz erinnert an die Vergänglichkeit allen irdischen Seins, die wissenschaftliche Lektüre auf dem Bord ist aus dem Blickfeld gerückt, gleichwie der Schädel als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung – auch er wird zum Vanitas-Symbol, die Aufmerksamkeit gehört nun dem Erlösung versprechenden Gebetsbuch, dem Marienbild und dem Kruzifix, ein weiteres liebevolles Detail, dem der Künstler durch Feinheit der Ausführung und betonender Helligkeit eine besondere Bedeutung verleiht, ist die am Kruzifix befestigte Pilgermedaille der Wallfahrt nach Notre Dame De Lourdes, welche den Dargestellten als gut vorbereiteten Christ erscheinen lassen, fein mit spitzem Pinsel lasierend festgehaltene Genremalerei in sublimer Farbigkeit, Öl auf Leinwand, um 1850, rechts unten undeutlich signiert "C. Van Meer", der nach langer Krankheit früh verstorbene Künstler ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten – seine Zeitgenossen waren jedoch voll des Lobes für sein Werk, so notierte Königin Victoria von Großbritannien begeistert in ihrem Tagebuch vom 24. Dezember 1843 „... Zu meinen [Weihnachts-]Geschenken [an Albert] gehörte… ein kleines, wunderschön gemaltes Bild, ganz im flämischen Stil, von einem jungen belgischen Künstler namens Van Meer, ..." welches fortan das Schreibzimmer des Prinzgemahls im Buckingham Palace zierte, bereits zum 26. August 1844 schenkte Viktoria ihrem Mann ein weiteres Gemälde van Meers "The Larder [dt. Die Speisekammer]“, im Nachruf auf seinen frühen Tod schrieb die Zeitschrift "Le Moniteur Belge – Journal Officiel" vom 2./3.11.1865: "Die Künste haben gerade einen äußerst bedauerlichen Verlust in der Person des Malers Charles van Meer erlitten, der am Dienstag in Schaerbeek nach langer und schmerzhafter Krankheit verstorben ist.", Craquelure, doubliert, retuschiert, partiell etwas verputzt, gering restaurierungsbedürftig, in Goldstuckleiste gerahmt, Falzmaße ca. 48,5 x 35 cm. Künstlerinfo: auch "Charlest Van Meer", belgischer Genremaler (1810 Andregnies Provinz Hennegau [frz.: Hainaut] bis 1865 Brüssel-Schaerbeek), ab 1843 mehrere Ankäufe durch Königin Victoria von Großbritannien, 1848 Silbermedaille auf der Kunstausstellung Brüssel, beschickte den Salon der Société des artistes français, 1855 vertreten auf der Weltausstellung in Paris, vertreten im britischen Royal Collection Trust, tätig in Brüssel, Quelle: Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Berko "Dictionary of Belgian painters born between 1750 & 1875", Info des Royal Collection Trust, Theodore Reff "World's Fair of 1855", Info Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie und "Le Moniteur Belge – Journal Officiel" vom 2. und 3.11.1865.

Limit:
900,00 €
Zuschlag:
900,00 €

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