Gareis, Nach dem Bade
in einem großbürgerlichen Interieur aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hilft eine Mutter liebevoll ihrem kleinen Knaben beim Anziehen in den Rock nach dem Bade, die eigentlich liebliche Szene gewinnt eine melancholische Note durch den auf der Voliere sitzenden Vogel, symbolisiert letzterer den menschlichen Freiheitsdrang, steht die Voliere für jene, die Freiheit beschränkenden gesellschaftlichen Konventionen, in welche der Knabe gleichsam wie in den engen Rock, mit steigendem Alter zunehmend gezwängt werden wird, der sich um die Voliere rankende Efeu als Zeichen der Treue erlangt durch die malerisch dichte Komposition vor diesem Setting eine poetisch anmutende Ambivalenz, steht er für die treue Mutterliebe – oder für die Treue zur Konvention, mit welcher die Mutter den Jungen erzieht und umgekehrt für den treuen Gehorsam des Knaben?, vielleicht verkörpert der Efeu aber auch als sorgsam vom Künstler inszeniertes Moment der Sehnsucht in der bürgerlichen Enge die verloren gegangene Treue des Menschen zu seiner Natur?, sehr feine, fast narrative detailreiche Genremalerei mit sehr gekonnter Lichtführung, Öl auf Leinwand, links unten signiert "F. Gareis" sowie datiert "1875", Leinwand doubliert, wohl alt restauriert und reinigungsbedürftig, imposanter antiker Prunkrahmen, Falzmaße ca. 40 x 31,5 cm.