Gemälde

Katalog-Nr. 4194

François Joseph Navez, Rettung naht

dramatische Szene mit schiffbrüchiger Familie mit Kleinkind und Matrosen auf einem Floß aus Schiffsresten, während ein junger Mann einer verzweifelten Mutter mit Säugling beisteht, weist ein älterer Seemann auf ein nahendes Segelschiff am Horizont, anrührende, fein lasierende, partiell gering pastose Genremalerei mit schönem Licht, Inspiration zu vorliegenden Gemälde erhielt Navez wohl durch das 1819 von Théodore Géricault in Rom geschaffene großformatige Gemälde "Das Floß der Medusa [Le Radeau de la Méduse]" – welches 1819 eine Sensation im Pariser Salon und gleichwohl eine Provokation darstellte, da dem Gemälde eine historische Begebenheit zugrunde lag und es ein für Frankreich wenig rühmliches Ereignis des Jahres 1816 berührte, in diesem Jahr wollte Frankreich seine westafrikanische Kolonie Senegal wieder in Besitz nehmen und schickte vier Schiffe – unter anderem die vom hoch dekorierten, jedoch unerfahrenen Kapitän Hugues Duroy de Chaumareys (1763–1841) befehligte "Méduse", nach Navigationsfehlern lief das mit ca. 400 Personen besetzte Schiff auf eine Sandbank, mangels ausreichenden Rettungsbooten befahl der Kapitän, aus Schiffsteilen ein Floß zu bauen, um 149 Menschen aufzunehmen und von den Rettungsbooten an Land gezogen zu werden, das Unternehmen misslang – die Rettungsboote kappten die Verbindung zum Floß und das mit zu wenig Proviant steuerlos auf dem Meer treibende Floß wurde zum Inbegriff menschlicher Tragödie – von den 149 Menschen überlebten letztendlich 10, wie nah Navez der Begebenheit ist, zeigt eine Vorstudie Géricaults, die dieser nach Berichten zur Tragödie anfertigte, jedoch in seinem Hauptwerk nicht verwandte – sie zeigt eine entkräftete junge Familie mit Kleinkind, Navez hat diese Szene in sein hier vorliegendes Gemälde integriert, dies ist nicht weiter verwunderlich, da Géricault und Navez zur gleichen Zeit in Rom weilten und im Künstlerkreis der Villa Medici verkehrten, Öl auf Holzplatte, 1. Hälfte 19. Jh., rechts unten undeutlich signiert "F. J. Navez", rückseitig diverse Annotationen und Etiketten, unter anderem Etikett "Sopheby´s Lo No. 198" (das Gemälde ist am 8.11.1994 unter Lot Nr. 198 auf der Aktion von Sotheby´s Amsterdam nachweisbar), geringe Craquelure, Malplatte etwas gebaucht, alt retuschiert, etwas restaurierungsbedürftig, im alten Goldstuckrahmen (restaurierungsbedürftig, Einzelteile der Stuckierung beigegeben) in Zweitnutzung gerahmt, Falzmaße ca. 52,5 x 42 cm. Künstlerinfo: auch Francois Josef Navez, belgischer Portrait-, Genre- und Historienmaler, Kirchenmaler, Glasfenstergestalter sowie Pädagoge (1787 Charleroi/Grafschaft Hennegau bis 1869 Brüssel-Auderghem), studierte 1803–08 an der Académie royale des Beaux-Arts Brüssel und erhielt laut Nagler (1841) "... alle Preise derselben.", 1808–11 Atelierschüler voni Pierre Joseph Célestin François, 1810 Gründungsmitglied der Brüsseler Gesellschaft der Kunstliebhaber, 1812 erster Preis in Historienmalerei in Gent, daraufhin 1813–16 mit Stipendium Weiterbildung bei Jacques-Louis David (1748–1825) in Paris, parallel Studium der Altmeister wie Anthonis van Dyck und Peter Paul Rubens im Louvre, 1816 Rückkehr mit dem aus Paris emigrierenden Jacques-Louis David nach Brüssel, 1816 Aufenthalt in Berlin, 1816–17 unter David in Brüssel tätig, wo er zum Begründer der neoklassizistischen belgischen Malerschule wurde, 1817–22 mit Stipendium der Brüsseler Society des Beaux-Arts in Rom, hier beeinflusst durch die Malerei Caravaggios und Kontakt zu Jean-Auguste-Dominique Ingres und Verkehr im Künstlerkreis ehemaliger Schüler Davids in der Villa Medici, ab 1822 in Brüssel freischaffend und 1830–59 Betrieb einer Freien Malschule, ab 1824 Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften, 1825 Ehrung als Ritter mit dem Orden vom Niederländischen Löwen, 1837 Ritter, 1855 Offizier und schließlich 1859 Kommandeur des belgischen Leopoldsordens, 1835 Gründungsmitglied und Vizepräsident der Königlichen Kommission für Baudenkmäler, zunächst Professor und 1831–59 Direktor der Akademie der Schönen Künste Brüssel, ab 1845 Mitglied und ab 1854 Präsident der "Königlichen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Schönen Künste Belgiens", Quelle: Thieme-Becker, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Bénézit, Schurr, Boetticher, Müller-Singer, Müller-Klunzinger, Seubert, Nagler, Arto "Belgisches Künstlerlexikon", Wikipedia und Info Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie.

Limit:
3900,00 €

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