Gemälde

Katalog-Nr. 4221

Benjamin Vautier der Ältere, Festgesellschaft

anrührende sommerliche Szene einer feiernden und tanzenden bäuerlichen Gesellschaft unterm Sonnensegel im Freien, mit jungem Mann in fescher Tracht, einem schüchternen Mädchen einen Antrag machend, poesievoll-erzählerische, lasierende Genremalerei in fein abgestimmter dezenter Farbigkeit, mit feiner Beobachtungsgabe fängt Vautier vor allem die Freuden der ländlichen Bevölkerung gekonnt im Bild ein, wobei ihm die feinen Nuancen zwischenmenschlicher Begebenheiten faszinierten, so entstand ab ca. 1870 ein Zyklus, welcher sich Liebenden und ihren ersten zaghaften Annäherungen, Verschämtheiten und Geheimnissen widmete, schon Müller-Klunzinger schrieb 1864 "... Man betrachtet ihn [Vautier] als den Vorläufer der neuen Kunstentwicklung im Genre. Seine Bilder wenden sich direkt und ohne Rhetorik an das Gemüth, sie sind fein, geistreich und charakteristisch behandelt, in Zeichnung und Farbe durchgebildet. Mit besonderer Meisterschaft weiss er das Volksleben darzustellen. ..." und ergänzt 1870 "... Unter den eigentlichen Volksmalern der Ersten Einer, weiss er das individuelle Leben mit höchster Treue wiederzugeben und dabei die Seelenstimmung in Gesichtsausdruck und Haltung mit einer Feinheit anzudeuten, welche seine Bilder stets in hohem Grade fesselnd macht, während in anderen wieder eine anmuthige Schalkhaftigkeit, eine harmlose und decente Komik vorherrscht. Seine Zeichnung ist meisterhaft, ..." und 1908 bemerkt Eduard Daelen zum Künstler "... er wollte in erster Linie Seelenmaler sein. ... Seine Werke blenden nicht durch die coloristischen Vorzüge seiner Palette, aber sie fesseln durch den geistigen Inhalt einer vornehmen Anschauungsweise, in der sich die Feinheit und Tiefe der Empfindung spiegeln. Deshalb werden seine Bilder bei längerer Betrachtung, bei näherer Bekanntschaft immer mehr gewinnen; es spricht aus ihnen die liebenswürdige Persönlichkeit, die in seltener Harmonie den vortrefflichen edlen Charakter des Menschen mit den hervorragenden Eigenschaften des großen Künstlers zu unzertrennlicher Einheit verband. ...", schließlich resümiert Bruckmanns treffend "... Vautier zählt – neben Ludwig Knaus und Franz von Defregger – zu den drei bedeutendsten Genremalern, die im 19. Jh. in Deutschland wirkten. ...", einige Motive fand er vornehmlich im Schwarzwald aber auch im Elsass, vorliegendes Gemälde gehört zu seinen seltenen vielfigürlichen Kompositionen, die er stets durch zahlreiche Bleistiftskizzen akribisch vorbereitete und von welchen er pro Jahr maximal 4–5 Motive fertigstellte, Öl auf Leinwand, um 1870, links unten signiert "B. Vautier", rückseitig auf dem Keilrahmen altes Etikett der Galerie Heinemann in München, geringe Craquelure, alt doubliert, Farbplatzer im Randbereich, etwas restaurierungsbedürftig, im prächtigen Goldstuckrahmen gerahmt, Falzmaße ca. 43 x 54,5 cm. Künstlerinfo: eigentlich Marc Louis Benjamin Vautier, genannt "der Ältere", schweizerischer Genremaler, Zeichner und Illustrator, bedeutender Vertreter der älteren Düsseldorfer Malerschule (1829 Morges am Genfersee im Kanton Waadt bis 1898 Düsseldorf), Kindheit in Noville im Rhônetal, Schulbesuch in Lausanne, frühe Hinwendung zur Malerei und 1847 kurzzeitig Schüler von Jules Hébert in Genf, anschließend Lehre zum Emaillemaler bei Jacques Aimé Glardon und Charles Louis François Glardon in Genf, parallel autodidaktische Aneignung der Öl- und Aquarellmalerei sowie Besuch von Abendkursen im Aktzeichnen an der Akademie des Musée Rath, 1848–49 als Emaillemaler tätig, 1849 kurzzeitig Schüler von Jean-Léonard Lugardon, studierte 1849–50 an der Akademie Düsseldorf bei Carl Ferdinand Sohn und Heinrich Mücke, ab 1850 Mitglied des Düsseldorfer Künstlervereins "Malkasten", ab 1851 Privatschüler von Rudolf Jordan, parallel als Illustrator tätig, 1853 mit Ludwig Knaus Reise in den Schwarzwald und das Berner Oberland, in der Folge regelmäßige Studienaufenthalte im Schwarzwald, 1856 mit Carl d’Unker Studienreise nach Paris, ab 1857 in Düsseldorf ansässig, erhielt diverse Ehrungen wie 1864 die Große Goldmedaille des preußischen Königs, 1865 und 1866 eine Goldmedaille in Paris, 1866 Ehrung mit dem Titel eines "königlichen Professors", 1868 Franz-Josephs-Orden, 1869 den Roten Adlerorden IV. Klasse und den bayrischen Michaelsorden I. Klasse, Mitglied und Verwaltungsrat des "Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen", Mitglied der Akademien München, Antwerpen, Wien, Amsterdam und Berlin, beschickte unter anderem den Münchner Glaspalast sowie Ausstellungen in Düsseldorf, Zürich, Berlin, Wien und die Pariser Weltausstellung 1867, tätig in Düsseldorf, Quelle: Thieme-Becker, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Boetticher, Allgemeine Deutsche Biographie, Baumgärtel "Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung", Bruckmann "Lexikon der Düsseldorfer Malerschule", Brun "Schweizerisches Künstlerlexikon", Müller-Singer, Seubert, Müller-Klunzinger, Schülerlisten der Düsseldorfer Akademie, Ries, Flemig und Wikipedia.

Limit:
450,00 €

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