Jan Frans van Bloemen, attr., Arkadische Sommerlandschaft
abendlicher Blick in eine üppig grüne südliche Landschaft mit Personenstaffage vor antiken Ruinen, der um 1688 in Rom eintreffende Jan Frans van Bloemen war von der ewigen Stadt derart angetan, dass er die folgenden Jahre seines Lebens hier verbrachte und fortan die Schönheit Roms sowie der umgebenden Campagna Romana studierte und sie in seinen Bildern verewigte, in intensiven Naturstudien erarbeitete er sich das Wesen der Landschaft und komponierte sie – wie schon Jahre zuvor Claude Lorrain (1600–1682) – neu, indem er sie kapriziös idealisierte und damit Sehnsuchtsbilder schuf, die in ihrer Anmut die Wirklichkeit weit übertrafen, so entführt der Künstler den Betrachter in vorliegendem Gemälde in eine idyllische, kontemplative Abendlandschaft voll ausgewogener Erhabenheit, einer Bühne gleich, die rechts von einem mächtigen Laubbaum und links von einem Hügel mit Turm begrenzt ist, wird der Blick in die Tiefe des Gemäldes hin zu antiken Ruinen vor imposanter Gebirgskulisse gelenkt, das warme, von links einfallende Licht der späten Sonne erleuchtet die Landschaft dezent und verleiht ihr geheimnisvolle Verschwiegenheit, im Kontrast hierzu überspannt ein von duftigen Wolken durchzogener, hellblauer Himmel die Szenerie und formt eben jene atmosphärisch weiten Landschaften, die dem Künstler seinen Beinamen ”Orizzonte (dt. Horizont)” einbrachten, welchen er auch später als Künstlername verwandte, erst auf dem zweiten Blick wird man der im Vordergrund agierenden Personen gewahr, einige ruhen am Fluss, der wohl den Tiber symbolisiert, auch die Frau am Brunnen, welche den des Wegs daherkommenden Pilger eine Wasserschale reicht, scheint unverbindlich die Idylle zu ergänzen, geschickt platziert hier der Maler die biblische Episode von ”Christus mit der Samariterin am Brunnen” in römische Campagnalandschaft und betont die Figuren durch ein mystisches Leuchten ihrer Gewänder und ihres Inkarnats, jene Episode, die zum Festhalten am christlichen Glauben ermahnt, stellt eine gekonnt eingeflochtene Botschaft des Künstlers für den des Bilderlesens kundigen Betrachter seiner Zeit dar, auch die allgegenwärtigen Ruinen dürften nicht nur als eine Karikatur römischer Landschaft verstanden werden, sondern stehen ebenso für die Ehrfurcht vor der Vergangenheit sowie einem eindringlichen ”Memento mori” als Hinweis für die Vergänglichkeit allen irdischen Seins, der Künstler war dafür bekannt, dass er in den durchweg seiner Phantasie entsprungenen Landschaften zumeist wiedererkennbare Architekturen Roms einfügte, derartige geistreiche Kompositionen fanden den regen Beifall seiner Zeitgenossen und der geachtete Künstler fand Aufnahme in der renommierten Künstlervereinigung ”Virtuosi del Pantheon” der päpstlichen Akademie der schönen Künste, so mag es nicht nur Zufall sein, dass nahezu im Zentrum des Gemäldes die Silhouette des Pantheons von Rom festgehalten ist, die Übersetzung des Namens des Heiligtums ”alles Gott” manifestiert wiederum ein christliches Bekenntnis, gleichwohl die wiedererkennbare Darstellung des antiken Bauwerkes sicher auch persönlichen Stolz durchscheinen lässt, fein lasierende Malerei, Öl auf Leinwand, um 1730, unsigniert, rückseitig altes gedrucktes, italienisches Inventaretikett ”Proveniente dal Museo della Villa Borghese ... Sala: ... No. ...”, hierzu bemerkt Wikipedia: ”Villa Borghese ... Die Galerie, die zu den berühmtesten und wertvollsten privaten Kunstsammlungen der Welt zählt, geht zurück auf die Sammeltätigkeit von Kardinal Scipione Borghese (1577–1633) ... Die Sammlung blieb bis ins 19. Jahrhundert bis auf wenige Verluste ziemlich vollständig erhalten und erhielt zusätzlich wertvolle Zugänge. Zu gravierenden Verlusten kam es im Zuge der Eheschließung zwischen Camillo Borghese und Pauline Bonaparte, der Schwester Napoleons. Auf Druck Napoleons musste der Herzog eine Reihe von Kunstwerken verkaufen.” und AKL ergänzt: ”Gemälde von ihm (Jan Frans van Bloemen) sind z.B. in den Sammlungen ... und der Villa Borghese vertreten.”, weiterhin altes handschriftliches Etikett ”Johann Franz van Bloemen – Palazzo Borghese – 30. III. 1892”, Craquelure, alt doubliert, auf Keilrahmen des 19. Jh., wenige Retuschen, im prächtigen Historismus-Goldstuckrahmen (gering bestoßen) mit Messingrahmenschild ”J. Fr. van Bloemen – (1662 – 1748)” gerahmt, Falzmaß: 71,5 x 137,5 cm. Künstlerinfo: auch Gian Francesco Vanblommen, genannt „Orizzonte” oder ”Horizonti”, flämischer Maler, Zeichner und Radierer in der Nachfolge Gaspard Dughets (1662 Antwerpen bis 1749 Rom), wohl zunächst Schüler seines älteren Bruders Pieter van Bloemen (1657 Antwerpen bis 1720 Antwerpen), um 1681 Schüler des Antoni Goubau, 1682 Studienaufenthalt in Paris, 1684 Reise zu seinem Bruder Pieter van Bloemen nach Lyon, hier Schüler von Adriaen van der Cabel, reiste schließlich zusammen mit Pieter van Bloemen über Turin nach Rom, wo sie ca. 1688 anlangten, 1690 traf auch der jüngste Bruder Norbert van Bloemen (1670 Antwerpen bis ca. 1746 Amsterdam) zu Studien in Rom ein, nach gemeinsamer Zeit kehrte Pieter 1693 nach Antwerpen und Norbert vor 1724 nach Amsterdam zurück, Jan Frans van Bloemen blieb jedoch bis zum Lebensende in Rom ansässig, er wurde hier Mitglied der niederländischen Künstlergemeinschaft ”Bentvueghels”, unternahm von Rom aus Studienreisen nach Neapel, Sizilien und Malta, erlangte in Rom hohes Ansehen und erhielt zahlreiche Aufträge für die Ausgestaltung römischer Paläste und Villen, er war unter anderem für die Königin von Spanien Elisabetta Farnese, den römischen Adel und den Papst tätig, ca. 1732 Aufnahme in die Malergilde Accademia di San Luca, Mitglied der Künstlervereinigung „Virtuosi del Pantheon”, vertreten in den Sammlungen Colonna, Raspigliosi, Doria Pamphilij und der Villa Borghese, Quelle: AKL, Thieme-Becker und Wikipedia.