Alte Spinnerin
Blick ins dunkle Interieur einer kargen Bauernstube mit altem Mütterchen im Ohrenbackensessel, zunächst fesselt den Betrachter das vom Alter gezeichnete, gefasste Antlitz der alten Frau auf dem auch eine gewisse Resignation und Abgeklärtheit abzulesen ist, vom lichten Inkarnat der Gesichszüge gleitet der Blick über die hell aus dem Stubendunkel hervorleuchtende, minutiös wiedergegebene Bekleidung der Protagonistin die sorgsam gepflegt und in Falten gelegt ob ihrer Zerschlissenheit die Armut ihrer Trägerin nicht verleugnen kann, der mächtige Ohrenbackensessel beherrsch den Raum und verleiht mit seiner Besitzerin der Szene Würde, Ruhe und Präsenz, die Frau arbeitet nicht mehr, ihr Blick gilt dem Betrachter des Gemäldes und nicht mehr ihrem Handwerk, die Rechte ruht auf der Armlehne ihres Sessels und die linke Hand schein uns die Dinge zu zeigen, die für ihr Leben standen - ihre Arbeit in Gestalt des Spinnrades, das Gebetsbuch mit Rosenkranz als Zeichen des Glaubens neben einem kleinen Steingutkrug mit zwei Rosen als Zeichen für Genügsamkeit und die kleinen Freuden des Lebens, fein lasierende, poesievolle Genremalerei welche durch ihren liebevollen Detailreichtum, die gekonnte Erfassung der Physiognomie der Dargestellten als auch der Stofflichkeit der wiedergegebenen Materialien besticht, Öl auf Holz Ende 19. Jh., laut Vorbesitzerangabe wohl rechts unterm Spinnrocken undeutlich monogrammiert, farbschwundrissig, restauriert, gering restaurierungsbedürftig, ungerahmt, Maße ca. 39 x 31,5 cm.