Gemälde

Katalog-Nr. 4312

Büßende Maria Magdalena

die Bibel berichtet von Maria aus Magdala, genannt Maria Magdalena, als reuiger Sünderin und Jüngerin Jesu, die Christus besonders nahe stand und mit Johannes und Jesu Mutter Maria der Kreuzigung beiwohnte, sie beteiligte sich an Jesu Grablegung, entdeckte am Morgen nach dem Sabbat das leere Grab und war der erste Mensch, dem der auferstandene Jesus erschien, hier endet die Überlieferung der Bibel, den weiteren Lebensweg schildert die Legenda aurea in Variationen, eine besagt, dass Maria Magdalena mit ihren Geschwistern Lazarus und Martha sowie dem späteren Bischof von Aix-en-Provence Maxim von christenfeindlichen Juden in einem segel- und steuerlosem Schiff dem Meer übergeben wurden, mit Gottes Fügung erreichte das Schiff Marseille, anschließend soll Maria Magdalena einige Jahre als büßende Einsiedlerin in einer Höhle nahe dem heutigen Plan-d'Aulps-de-Sainte-Baume gelebt haben, das vorliegende Gemälde thematisiert eben jene Lebensstation Maria Magdalenas, die vom spätem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit ein beliebtes Sujet der Bildenden Kunst war, da Maria Magdalena der Überlieferung gemäß meist nahezu nackt mit langem wallenden Haar beschrieben wurde und so einen trefflich verbrämten Vorwand der Darstellung subtiler Erotik lieferte, im vorliegenden Gemälde ist Maria jedoch ärmlich, wenngleich züchtig bekleidet, in andächtiger Pose dargestellt und verkörpert den Typus der tief religiösen Christin, sie wurde als Inbegriff der selbst büßenden Heiligen Vorbild und Schutzpatronin der reuigen Sünderinnen und Verführten verehrt, was nicht zuletzt ab dem 13. Jh. in der Gründung der ”Magdalenen-Orden” beredten Niederschlag fand, die erzählerische Szene entführt den Betrachter in eine dunkle Grotte, die sich links zur Landschaft mit felsiger Küste und weitem Meerblick öffnet und einen Hinweis auf die Ankunft Maria Magdalenas in Frankreich gibt, links sitzt die andächtige Maria, zur mittig auf Wolken thronenden Engelschar mit Kruzifix blickend, unscheinbar sind die Attribute der Heiligen ins Bild eingearbeitet, links unten auf einer Steinplatte ist das kugelförmige Salbgefäß zu sehen, der Totenschädel in Marias Schoß ist, genau wie das nahezu mittig zu Marias Füßen stehende Stundenglas, als eindringliches Memento mori zu verstehen, der gläubige Betrachter des Gemäldes wusste diese Hinweise zu deuten und eingedenk der Ermahnung Johannes des Täufers (Matth. 3:2) ”Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!” muss das Gemälde auch als Hinweis der Endlichkeit allen irdischen Seins und der Aufforderung zur rechtzeitigen Reue und Buße für begangene Sünden angesehen werden, fein lasierende, religiöse Genremalerei, die in der formalen Durchführung, als auch der effektvoll-dramatischen Behandlung des Lichtes, an die Malerei der italienischen Malerfamilie des 16./17. Jh., Carracci erinnert, Öl auf grober Leinwand, wohl 16./17. Jh., unsigniert, rückseitig undeutlich gestempelt ”... Bundesdenkmalamt ...” (eventuell Ausfuhrstempel des Österreichischen Bundesdenkmalamtes), Craquelure, restauriert, sehr schön im gestuckten, vergoldeten klassizistischen Rahmen um 1800 gerahmt (gering bestoßen), Falzmaß ca. 68,5 x 84 cm.

Limit:
1200,00 €
Zuschlag:
1900,00 €

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