Gemälde

Katalog-Nr. 4431

Paul Paeschke, Kirchgänger in Lida in Weißrussland

reges Treiben vor der auch ”Polnische Kirche” genannten Kirche des Heiligen Kreuzes in der Wilnaer Straße im weißrussischen Lida [litauisch: Lyda] in der Region Hrodsenskaja Woblasz, farbenfroh gekleidete Gottesdienstbesucher strömen aus der Kirche und sammeln sich auf dem Vorplatz des Gotteshauses, das bunte Gewimmel kontrastiert effektvoll mit der in zurückhaltendem Türkis und Graublau gehaltenen Kirchenarchitektur, 1914 meldete sich Paescke freiwillig als Landsturmmann zum Kriegsdienst, aufgrund seiner großen malerischen Fertigkeiten genoss Paeschke während des 1. Weltkrieg jedoch ungewöhnliche Freiheiten – er durfte hinter der Front malen, zeichnen und radieren, sein Kriegseinsatz führte ihn zunächst nach Lothringen, später nach Polen und schließlich nach Weißrussland, wo er 1917/18 im alten Städtchen Lida an der Grenze zu Litauen, unweit von Vilnius [dt. Wilna] stationiert war, hier faszinierte ihn vor allem das quirlige Leben in den jüdischen Vierteln und es entstanden zahlreiche Radierungen und Zeichnungen, der Kriegskamerad Paul Weiglin schrieb in seinen Erinnerungen zu Paeschke ”... er hatte das Glück, freundliche und einsichtige Vorgesetzte zu finden, die ihm Freiheit zur Arbeit nach Herzenslust gönnten. Er durfte mit seinem Skizzenbuch nach eigenem Gefallen hinter der Front herumreisen. Er hat dann sogar Ausflüge an die lothringische Front gemacht, aber die reichste Kriegsbeute brachte er aus Wilna mit. Hier zog ihn vornehmlich das uns so fremdartig berührende Leben der jüdischen Bevölkerung an, und er erinnerte sich noch heute des Freisinns, mit dem man ihn gönnte, in der Judenschule zu sitzen und zu zeichnen, während der Rabbiner dem kleinen Kreis von Gläubigen die Heiligen Schriften deutete.”, das vorliegende Gemälde von 1917, das 1918 von Paeschke auch als Radierung verewigt wurde (Kopie beigefügt) , dürfte zu den wenigen Ölgemälden zählen, die zu jener Zeit entstanden sind, mit seiner grandiosen, expressiven Farbigkeit scheint der Künstler mit diesem Werk gegen die harte Kriegswirklichkeit anzumalen, pastose, impressionistische Malerei mit flottem, breitem Pinselduktus, Öl auf Leinwand, links unten signiert ”P. Paeschke” sowie ortsbezeichnet und datiert ”Lida 1917”, gerahmt, Falzmaß 71 x 88 cm. Künstlerinfo: dt. Maler und Graphiker (1875 Berlin bis 1943 Berlin), zunächst Ausbildung zum Zeichenlehrer, studierte nach Erhalt des Lehrerexamens 1900–06 an der Akademie Berlin bei Otto Brausewetter und Georg Ludwig Meyn, schließlich Meisterschüler von Karl Koepping, beschickte ab 1905 die Große Berliner Kunstausstellung, unternahm Studienreisen nach Paris, Italien, Spanien und England, 1914–18 Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg, unterhielt enge Freundschaft zu Lovis Corinth und Charlotte Berend-Corinth, dreimonatiger Studienaufenthalt mit dem Ehepaar Corinth in Griechenland, während des 2. Weltkrieg als Kunsterzieher in Brandenburg tätig, in zahlreichen Museen vertreten, unter anderem im Kupferstichkabinett Berlin, Dresden, München, Straßburg etc., Mitglied der Berliner Sezession, im Verein Berliner Künstler und des Deutschen Künstlerbundes Weimar, tätig in Berlin-Zehlendorf, Quelle: Thieme-Becker, Vollmer, Dressler, Wirth ”Paul Paeschke, einem Berliner Maler zum 100. Geburtstag” und Internet..

Limit:
3900,00 €

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