Prof. Louis Douzette, Nocturne
der für viele Mondscheinlandschaften gebräuchliche Titel des ”Nocturne (auch Notturno, dt.: ”Nacht werdend”)” stand seit der Zeit des Barock und verstärkt in der Romantik für ein ruhiges Musikstück zum Abend als Nachtgesang, für Douzettes meisterliches Kabinettstück trifft die Bezeichnung ”Nocturne” im doppelten Sinne zu, der Künstler entführt den Betrachter zur der Nacht anheim fallenden Küste, wohl dem Barther Bodden, einer großen Lagune zwischen der Halbinsel Zingst und Douzettes Wahlheimat Barth, Kühe grasen auf vom Wasser umspielter Landzunge und aus dem Fenster einer Fischerkate schimmert der schwache Schein häuslicher Illumination, einem feierlichen, doch stillen Musikstück gleich überstrahlt das warme Licht des Vollmondes die Landschaft, taucht sie in golden angehauchten Silberglanz und setzt die stille Wasserfläche wie die wenigen Wölkchen am Firmament effektvoll in Szene, Douzettes Nachtstücke feiern Stille und Kontemplation, sie entbehren allem Unheimlichen der Finsternis und wiegen den Betrachter in beschaulicher Geborgenheit, hierzu bemerkt Thieme-Becker: ”...(Douzette) malte 1864 sein erstes Bild, eine Mondscheinlandschaft. Die Schilderung der Mondnacht wurde von da ab seine Spezialität, mit der er sich einen Namen machte. Die landschaftlichen Motive fand er in dieser ersten Zeit vorzugsweise an der Ostsee.” und Müller-Singer schreibt: ”... malte die Mitternachtssonne und seitdem zahlreiche Landschaften, meist Mondscheinbilder von großer Virtuosität, bald von der Küste der Ostsee und aus der Mark Brandenburg, bald von den Lagunen Venedigs, stets von elegischer Stimmung und wirkungsvoller Beleuchtung.”, Douzette fand neben Ausbildung im Elternhaus und autodidaktischen Studien mit 32 Jahren in Hermann Eschke spät einen künstlerischen Mentor, der sich auch mit der Problematik der Mondscheinlandschaft auseinandersetzte, mehr noch scheinen, trotz aller Eigenständigkeit, in vorliegendem Gemälde die Einflüsse von Eduard Hildebrandt zum Tragen zu kommen, in Abgrenzung zu diesem verstand Douzette es jedoch, gekonnt feinfühlig in nahezu monochromer Farbigkeit und ohne jegliche Härten im Kontrast ein altmeisterlich anmutendes, stimmungsvolles Nachtstück auf den Malgrund zu bannen und machte seinem Ruf als ”Mondschein-Douzette” alle Ehre, fein mit spitzem Pinsel minimal pastos erfasste Landschaftsmalerei, Öl auf Mahagoniholzplatte, um 1875, links unten signiert ”L. Douzette”, im Goldstuckrahmen (bestoßen) gerahmt, Falzmaß 21 x 34 cm. Künstlerinfo: eigentlich Carl Ludwig Christoph Douzette, auf Grund seiner Nachtlandschaften und Stimmungsbilder auch „Mondschein-Douzette“ genannt, französischstämmiger dt. Maler (1834 Tribsees/Neu-Vorpommern bis 1924 Barth), ab 1841 Kindheit in Franzburg, zunächst Lehre zum Stubenmaler beim Vater, 1852 Umzug nach Barth, ab 1856 freischaffend als Stubenmaler in Berlin, ab 1860 regelmäßige Malaufenthalte an der Ostsee, auf dem Darß sowie auf Rügen und autodidaktische Hinwendung zur Kunst, hier Anschluss an die Künstlergruppe von Ahrenshoop, ab 1863 Mitglied im Verein Berliner Künstler, ab 1864 Atelierschüler von Hermann Eschke in Berlin, hier auch beeinflusst von Eduard Hildebrandt, beschickte ab 1964 die Berliner Akademieausstellung und ab 1894 die Große Berliner Kunstausstellung, 1865 Reise per Segelschiff nach Söderhamm und weiter bis Tornio (Torneå) in Schweden zum Studium der Mitternachtssonne, 1878 Studienreise nach Paris und Bekanntschaft mit der Schule von Barbizon im Wald von Fontainebleau, 1895 Rückkehr nach Barth, 1896 Ernennung zum Professor der Berliner Akademie, ab 1910 Ehrenbürger von Barth, Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und im Künstlerbund Stettin, Quelle: Thieme-Becker, Vollmer, Dressler, Boetticher, Bénézit, Seubert, Müller-Singer und Wikipedia.