Adelsteen Normann, Fjord in der Morgendämmerung
herbstlicher Blick vom steinigen Strand über stilles Wasser, mit heimkehrendem Fischer im Kahn, auf Holzhäuser am jenseitigen Ufer, vor steil aus dem Meer ansteigenden Felsmassiv, die Landschaft zeigt sich im diffusen Licht eines erwachenden Tages und hüllt die imposante Felskulisse im Hintergrund in mystischen Dunst, zwei Möwen ziehen am Himmel ihre Kreise und lediglich einige Fischerboote sowie ein auslaufendes Dampfschiff künden vom Leben in dieser von Ruhe und Kontemplation geprägten morgendlichen Stimmungslandschaft, das vorliegende Gemälde Normanns gehört zu seinen seltenen datierten Werken, es entstand 1881 am fulminanten Beginn der rasanten Karriere des Künstlers im Düsseldorfer Atelier, bereits 1877 hatte das Schwedische Nationalmuseum vom jungen Maler ein Werk erworben, er beeindruckte bereits auf einigen Weltausstellungen und die Londoner Royal Academy bedachte ihn mit Preisen, unser Gemälde lässt in seinem Stimmungsgehalt und der feinen, dezenten Erfassung des Lichtes die Schülerschaft Normanns bei Albert Flamm erkennen, zeigt in der malerischen Wiedergabe der luministischen Effekte, wie vordergründigen Details, jedoch den Einfluss Eugen Dückers und präsentiert sich in dezentem Atelierton und subtiler Romantik als typisches Werk der Düsseldorfer Malerschule jener Zeit, das Gemälde entstand in jenen Jahren, als der Künstler seine Motive noch individuell erarbeitete und im feinen, malerischem Pinselduktus und zurückhaltender Farbigkeit auf die Leinwand bannte, später sollte sich – der großen Nachfrage geschuldet – Normanns Malstil zu Gunsten einer schnelleren, jedoch weniger akribischen Malweise mit deutlichen Farbeffekten wandeln, Wikipedia bemerkt hierzu ”Seine Malweise veränderte sich ... im Laufe seines Lebens stark und wurde unter dem Einfluss des Impressionismus immer flüchtiger und lückenhafter. Von den gedämpften Farben seiner frühen Schaffensperiode schwenkte er zu heftigen Zusammenstellungen leuchtender Farben um.” und ein Ausstellungsrezensent bemerkte 1893 wehmütig ”Es war nicht mehr die Arbeit der feinen, glatten Pinselspitze; die breite Spatel trat an seine Stelle.”, wenngleich auch seinen späteren, qualitätvollen norwegischen Motiven nachhaltige Bewunderung entgegengebracht wurde – so kaufte der nordlandbesessene Kaiser Wilhelm II., mit dem Normann im regelmäßigen Kontakt stand, mehrere Gemälde des Künstlers und bestellte gar 1914 ein Monumentalgemälde vom Lyngenfjord – repräsentiert vorliegendes Gemälde trefflich jene akademische Schaffensperiode, die Normanns frühen Ruhm begründete, lasierende, teils minimal pastose Malerei in zurückhaltender Farbigkeit, Öl auf Leinwand, links unten signiert, datiert und ortsbezeichnet ”A. Normann Ddf. 81 (Düsseldorf 1881)”, Craquelure, Leinwand partiell hinterlegt, Reparaturstelle, restaurierungsbedürftig, schön in Goldleiste gerahmt, Falzmaß 61 x 97 cm. Künstlerinfo: eigentlich Eilert Adelsteen Normann, norwegischer Landschaftsmaler (1848 Insel Vågøya bei Bodø bis 1918 Christiania [heute: Oslo]), ab1860 Schulbesuch in Trondheim und 1863–67 in Bergen, 1867–69 kaufmännische Ausbildung in Kopenhagen, studierte 1869–74 an der Akademie Düsseldorf, hier 1869–70 Schüler bei Andreas Johann Jakob Heinrich Müller, 1871–72 bei Albert Flamm und Oswald Achenbach sowie 1872–74 bei Eugen Dücker, beschickte ab 1872 Ausstellungen in Düsseldorf und Kopenhagen, ab 1873 in Düsseldorf ansässig, der Künstler hatte mit seinen norwegischen Landschaften schnell große Erfolge, so war er auf den Weltausstellungen Wien (1873), Philadelphia (1876) und Paris (1878) vertreten, beschickte ab 1874 Ausstellungen in Berlin und die Royal Academy in London, hier Ehrung mit der „Albert-Edward-Medaille“ und einer Silbermedaille (1877), es folgten Ausstellungen im Pariser Salon, in Göteborg, Boston, Budapest, Antwerpen, Versailles, Madrid und München, seine Gemälde erweckten früh Zuspruch durch die europäische Hocharistokratie, zu seinen Käufern gehörten unter anderen König Oskar II. von Schweden, Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und Kaiser Wilhelm II., bis 1887 in Düsseldorf tätig, 1876–88 Mitglied im Düsseldorfer Künstlerverein ”Malkasten”, 1888 Umzug nach Berlin, hier Mitglied im Verein Berliner Künstler, 1890/91 Bau einer Villa in Balestrand am Sognefjord als Sommerhaus, hier regelmäßige Besuche durch Kaiser Wilhelm II. auf seinen Nordlandfahrten, betrieb ab 1903 in Berlin und Balestrand eine Malschule für Damen, 1917 gesundheitsbedingter Rückzug nach Norwegen, Quelle: Thieme-Becker, Seubert, Müller-Singer, Boetticher, Dressler, Saur Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon, Bruckmann ”Düsseldorfer Malerschule” und Wikipedia.