Zeichnungen, Aquarelle u. Mischtechniken

Katalog-Nr. 4005

Baron Dominique Vivant Denon, attr., Ägyptenfeldzug Napoleons

auf Einladung Napoleon Bonapartes beteiligte sich Denon 1798 am napoleonischen Expeditionskorps nach Ägypten als Zeichner und wissenschaftlicher Begleiter, in den 13 Monaten seines Aufenthalts in Ägypten galt Denons Aufmerksamkeit vor allem den erhaltenen Altertümern und Stadtansichten, die er in zahlreichen Studien und Skizzen festhielt, seine Erlebnisse und Eindrücke veröffentlichte Denon 1802 in seinem zweibändigen Monumentalwerk mit separatem Tafelband ”Voyage dans la Basse et la Haute Égypte, pendant les campagnes du général Bonaparte.”, das Werk begründete die Begeisterung der europäischen Wissenschaft für die ägyptischen Altertümer und gilt als Geburtsstunde der Ägyptologie, es erschien in mehreren Auflagen zumeist in London, wobei Denon die Zeichnungen für die ca. 140 Abbildungen lieferte und sie von Stechern wie Le Gouaz, Réville, Perrier, Dufrène und Berthault in Kupfer stechen ließ, nachdem Denon 1825 kinderlos starb, wurde seine umfangreiche Kunstsammlung und sein künstlerischer Nachlass 1826-46 in mehreren Teilen versteigert, einen Teil der Zeichnungen zu seinem Hauptwerk ”Voyage dans la Basse et la Haute Égypte ...” gelangte so in die Nationalbibliothek zu Paris, andere Blätter ans Britische Museum London, wobei die Akten des Britischen Museums verraten, dass das auch in vorliegenden Konvolut vorliegende Motiv ”Vues d'Alexandrie [Ansichten von Alexandria]” (3,5 x 17,5 cm) mit Ansicht des Hafens von Alexandria - welches letztendlich keine Aufnahme in die Buchausgabe fand - 1826 in zwei zur Versteigerung stehenden Lots als Zeichnung in mehreren Exemplaren enthalten war und nicht verkauft wurde, als das Museum schließlich 1835 das Konvolut erneut zum Kauf angeboten bekam und erwarb, registrierten die Fachleute, dass zwei oder drei Exemplare eben dieses Motivs nicht mehr im Konvolut enthalten waren und wie andere Blätter wohl anderweitig veräußert wurden, so ist es möglich, dass alle hier angebotenen lavierten Tuschezeichnungen in Sepia und Schwarz auf Büttenpapier (mit Wasserzeichen einer Sonne) aus eben jenen Konvoluten stammen, darüber hinaus angeboten ist das im Tafelband als ”Vue de l´Obélisque de Cléopatre [Ansicht des Obelisks der Kleopatra]” (3,6 x 17,2 cm) bezeichnete Motiv aus Alexandria mit einem der beiden ”Nadeln der Kleopatra” genannten Obelisken neben der Ruine des Caesariums, der 1799 noch stehende der beiden Obelisken gelangte 1880 als Geschenk nach New York, im vorliegenden Exemplar unter dem Passepartout betitelt ”l´obelisqe de Cleopatre” und links oben als ”Pl. 10 No. 2” bezeichnet, das Motiv in vergleichbarer Ausführung ist auch in der Sammlung des Britischen Museums enthalten und wird hier als ”... eine von (ehemals) vier Studien zu Platte 10 ...” verzeichnet, weiterhin enthalten ist eine der vier Ansichten der Tafel 4 ”Vues d´Aboukir [Ansichten von Abukir]” (5,6 x 17,2 cm) mit Darstellung von Beobachtern auf einer Turmruine am Meer, der Seeschlacht von Abukir, zwischen dem Expeditionsheer Napoleons und der französischen Mittelmeerflotte unter Admiral Nelson (1798) beiwohnend, auffällig sind die ähnlichen Zeichnungsformate und Blattgrößen von vorliegenden und im Britischen Museum verwahrten Arbeiten, damit dürfte Denon den Umständen der Entstehung seiner Studien Rechnung getragen haben, der straffe Büttenkarton und die schmalen Formate der Blätter eigneten sich zur unkomplizierten Verwahrung in einer Jackentasche, um während des Eroberungsfeldzugs jederzeit unkompliziert wichtige Ansichten zu notieren, ebenfalls charakteristisch für die hier vorliegenden und die Londoner Blätter sind die fehlende Signatur Denons, der die Blätter wohl nur als Arbeitsmittel betrachtete, heute stellen die Miniaturen jedoch wichtige, wie authentische Zeugnisse der Zeitgeschichte dar, wenige neuzeitliche Annotationen in Blei, Altersspuren, je hinter Glas und Passepartout gerahmt. Künstlerinfo: zunächst bis 1793 Dominique Vivant de Non, später Dominique Vivant Denon, frz. Diplomat und Kunstpolitiker sowie Zeichner, Radierer, Lithograph, Maler, Medailleur, Entwerfer, Kunstsammler, Archäologe und Schriftsteller (1747 Givry bei Châlons-sur-Saône/Saône-et-Loire bis 1825 Paris), ab 1765 zunächst Studium der Rechte in Paris, parallel als Literat tätig und Zeichenschüler von Noë Hallé, avancierte 1769 zum Kammerherrn des Königs und Verwalter der durch die Madame de Pompadour dem frz. König vererbten Gemmensammlung, ab 1771 als Diplomat im Dienste des frz. Königs in St. Petersburg, in der Schweiz und in Neapel, parallel künstlerisch tätig, 1775 Treffen mit Voltaire, 1777 Reise nach Sizilien, 1778-83 tätig für die frz. Botschaft in Neapel, 1885 Rückkehr nach Paris, auf Empfehlung von Quatremère de Quincy 1787 Berufung an die Pariser Académie des Beaux-Arts, 1789-93 Studienaufenthalt in Venedig, hier Bekanntschaft und Freundschaft mit Johann Wolfgang von Goethe, nach Ausbruch der Französischen Revolution Enteignung, jedoch protegiert durch den republikanischen Maler Jacques-Louis David, für den er einige Entwürfe radierte, 1797 über Joséphine de Beauharnais Bekanntschaft mit Napoleon Bonaparte, 1798-99 Teilnahme als wissenschaftlicher Begleiter und Zeichner am Ägyptenfeldzug Napoleons, 1802 Veröffentlichung seines Hauptwerks ”Voyage dans la Basse et la Haute Egypte [Reisen in Ober- und Unterägypten]”, 1802 Ernennung zum Generaldirektor des Kunstmuseums (ab 1804 Musée Napoléon, heute Louvre), ab 1805 als Napoleons Bevollmächtigter und Kunstsachverständiger (Spitzname ”das Auge Napoleons”) maßgeblicher Organisator der Verbringung von Kunstwerken aus den besetzten Gebieten nach Paris, wirkte in der Folge als Regisseur napoleonischer Kulturpolitik, künstlerischer Leiter und Gestalter von Staatsakten und Feierlichkeiten sowie Planer der kaiserlichen Monumente in Paris, 1803 zum Direktor der Pariser Münze ernannt, parallel Direktor der Galerien des Regierungspalasts, Verwalter und Entwerfer der Porzellanmanufaktur Sèvres sowie der Gobelinproduktion, 1805 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ab 1808 Leiter und Organisator des Salon de Paris, um 1809 Schüler der Lithographie bei Alois Senefelder in München, 1809 Ernennung zum Ritter des Ordens der Heiligen Anna durch Zar Alexander I., 1812 Ernennung durch Napoleon I. zum Freiherrn, nannte sich fortan ”Baron Denon”, 1815 Aufgabe aller Ämter, tätig in Paris, Quelle: Thieme-Becker und Wikipedia.

Limit:
90,00 €
Zuschlag:
260,00 €

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