Jesu Darbringung im Tempel
nach jüdischem Ritual musste jedes männliche erstgeborene Kind im Tempel Gott dargebracht werden, hierzu berichtet die Bibel im Lukasevangelium (Lk 2,22–38) ”... brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, ... ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ... Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie ... Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. ... Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.”, links im blauen Mantel ist Maria zu sehen, rechts neben ihr, zu Füßen Simeons kniet Josef und hält die beiden Tauben als Opfer bereit, während Simeon das Christuskind in den Armen haltend, in stiller Zwiesprache mit Gott verharrend, dessen erleuchtende Strahlen von Oben auf ihn herabfallen, rechts neben ihn ist Hanna im gelben Gewand als betende alte Frau dargestellt, unter der Darstellung in Gold auf schwarzem Grund lateinischer Schriftzug ”Nunc dimittis serum tuum Domine secundum verbum tuum Pace quia viderunt Oculi mei salutare tuum [dt.: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen]”, Peter Paul Rubens (1577–1640) beschäftigte sich wiederholt mit dem vorliegenden Thema und schuf die Vorlage für unser Motiv, so weist sein 1614 entstandenes, seitenverkehrtes Antwerpener Gemälde ”Jesu im Tempel” in seinen Figuren und Architekturdetails eine große Ähnlichkeit mit unserem Gemälde auf, im Jahre 1638 stach Paulus Pontius (1603–1658) schließlich einen mit der hier vorliegenden Szene identischen, hochformatigen Kupferstich und bezog ihn auf ein Werk Peter Paul Rubens, ein ähnliches, querformatiges Gemälde von Rubens wurde schließlich von einem anonymen Meister in Kupferstich wiedergegeben, das Motiv muss seinerzeit große Beachtung gefunden haben, so schuf der spanische Maler Juan Sachez Cotan (1560–1627), nachdem er 1612 in das Kloster Cartuja de Granada eintrat, für dessen Kirche eine nahezu identische Kopie des querformatigen Ölgemäldes, feine Temperamalerei über Vorzeichnung und Quadrierung in Blei, mit sparsamer Goldhöhung auf Pergament, wohl 17. Jh., unsigniert, auf Holzplatte des 19. Jh. aufgezogen, hier rückseitig alte Bezeichnung ”F.C. 163”, die gleiche Bezeichnung findet sich auch am Rahmen, etwas restaurierungsbedürftig, hinter Glas gerahmt, Falzmaße ca. 65 x 49,5 cm.