August Oeser, Mühle im Tal
sommerlicher Blick in idyllischen, felsigen Bachgrund, mit altehrwürdiger Schneidemühle unter knorrigen Laubbäumen, im hellen Sonnenlicht, auf den ersten Blick verströmt das Motiv Kontemplation, die feine Tonigkeit der bedächtig gewählten Farben, das gekonnt wiedergegebene Licht und die übersteigerte, fast märchenhafte Altertümlichkeit der Mühlengebäude evozieren eine behagliche Grundstimmung der Weltabgeschiedenheit und Ruhe, erst auf dem zweiten Blick wird der Betrachter des Gemäldes der Lebendigkeit der Darstellung gewahr, auf dem Wasser tummeln sich Enten, eine Frau mit Knaben rastet auf sonniger Wiese am Bach, im Hintergrund bringt ein Pferdefuhrwerk Baumstämme und am Mühlengebäude sieht man Männer bei geschäftigem Tun, von allem unbeeindruckt kreisen Tauben über der Szene bzw. haben sich auf Simsen oder den Firsten der Gebäude niedergelassen, bei genauerer Betrachtung wird man zudem zahlreicher liebevoller Details wie des Taubenschlags an sonniger Fassade sowie der bemosten, morbiden Reetdächer gewahr und als Gleichnis von Werden und Vergehen blüht neben einem verdorrten Baum ein stattlicher Fliederbusch, das Gemälde huldigt der Schönheit der Natur wie des ländlichen Lebens und ist gänzlich der Romantik der Richterschule verpflichtet, Oeser, der sich vordergründig der Landschaftsmalerei widmete, fand seine Motive in Bayern, dem Riesengebirge, in Tirol und in der unmittelbaren Umgebung seiner Wahlheimat Dresden, so ist das vorliegende Motiv in der Umgebung Dresdens, z.B. in der Sächsischen Schweiz zu suchen, möglicherweise zitiert das Gemälde auch die romantische Hänselmühle am Loschwitzbach bei Dresden, welche bereits Ludwig Richter und dessen Schüler Eduard Leonhardi als Motiv diente, lasierende, teils minimal pastose Landschaftsmalerei, Öl auf Leinwand, um 1860, rechts unten signiert ”A. Oeser” sowie sekundär übermalte Ortsbezeichnung ”Dresden”, Craquelure, gering restauriert, in Goldstuckleiste gerahmt, Falzmaße ca. 96 x 126 cm. Künstlerinfo: eigentlich Gottlob August Leberecht Oeser, dt. Landschafts-, Historien- und Bildnismaler sowie Zeichner (1821 Oschatz/Sachsen bis 1883 Dresden), studierte ab 1846 an der Akademie Dresden unter Julius Schnorr von Carolsfeld und Ludwig Richter, beschickte die Ausstellungen der Akademie Dresden und den Sächsischen Kunstverein, tätig in Dresden, Quelle: Thieme-Becker, Boetticher, Saur ”Bio-Bibkliographisches Künstlerlexikon” und Schülerlisten der Dresdner Akademie.