Karl Müller, genannt "Soldatenmüller", Rekrutenidyll
sommerliche ländliche Szene nach dem Manöver, auf der sonnigen Dorfstraße mit Hühnern haben sich Soldaten wohl des 92. Braunschweigischen Infanterie-Regiments zur Rast vom Bauernhaus niedergelassen bzw. flicken und reinigen ihre Uniformen, alle Aufmerksamkeit gilt jedoch einer jungen Maid auf der Dorfstraße, der ein schneidiger Soldat beim Tragen eines Waschzubers behilflich ist, lediglich ein auf der Erde sitzendes Kleinkind widmet sich ausschließlich dem Studium der Militärstiefel, 1911 schuf der Künstler ein ähnliches Motiv und betitelte es "Eine helfende Hand", minimal pastose anekdotische Genremalerei mit sehr schönem Licht, Öl auf Leinwand, rechts unten ligiert signiert, ortsbezeichnet und datiert "Karl Müller Hbg. [Hamburg] 1901", rückseitig altes Etikett einer Hamburger Rahmenhandlung, Craquelure, doubliert, etwas restauriert, im prächtigen, ca. 18 cm breiten Goldstuckrahmen (etwas bestoßen) gerahmt, Falzmaße ca. 70 x 94,5 cm. Künstlerinfo: eigentlich Karl (Carl) Josef Müller, auch Müller-Hamburg oder Soldatenmüller, dt.-jüdischer Maler, Lithograph und Illustrator (1865 Hamburg bis 1942 Theresienstadt), zunächst Lithographenlehre, studierte 1886–88 an der Kunstgewerbeschule Dresden bei Donadini, später Studium an der Akademie Berlin bei Ernst Hancke, schuf bis zum 1. Weltkrieg zahlreiche Genredarstellungen aus dem Soldatenleben, welche ihm den Beinahmen "Soldatenmüller" eintrugen, nach 1933 als Jude Arbeitsverbot, Juli 1942 Deportation nach Theresienstadt, Mitglied des Jüdischen Kulturbundes Hamburg, der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft und im Hamburger Künstlerverein, tätig in Hamburg, Quelle: Thieme-Becker, Boetticher, Dressler, Bénézit, "Der Neue Rump", Jansa und Wikipedia.