Adrien Thevenot, Die Badenden
wie sein Lehrer Paul-Albert Laurens pflegte Thevenot das Sujet der Aktmalerei, im Unterschied zu diesem löste sich der Künstler jedoch von den akademischen, gründerzeitlichen Konventionen der Aktdarstellung, Thevenot bemühte im vorliegenden Gemälde keine religiösen, historischen oder gar mythischen Vorwände zur Verbildlichung weiblicher Nacktheit, sondern schuf mit dem Gemälde eine unverblümte Huldigung an die Schönheit und Sinnlichkeit der im Bild festgehaltenen Frauen, interessant ist die Komposition des Werkes, links unten erscheint ein kleiner Junge, der sich in Gesten auf die beiden jungen Frauen bezieht, die ihn nicht zu bemerken scheinen, am rechten Bildrand hat sich eine junge blonde Schönheit mit Perlenkette scheinbar zum Bade entkleidet, ihr offener Blick gleitet sinnend und voller Unschuld aus der Szene und dem Gemälde hinaus in unbekannte Fernen, während unmittelbar neben ihr im strengen schwarzen, schulterfreien Kleid eine junge Frau mit alabasterhaften Inkarnat, gesenkten Blicks, offenbar nur Augen für die körperlichen Reize ihrer Nachbarin hat, Thevenot gelang es meisterhaft mit seiner uneindeutigen Formulierung von Gesten und Blickbeziehungen die Phantasie des Betrachters anzuregen und die handelnden Figuren in einer spannenden, auch seinerzeit noch unerhörten, Beziehung von knisternder Erotik zu erfassen, bei genauer Betrachtung des Knaben könnte man auf seinen Rücken angedeutete Flügel erkennen, die den Jungen auch ohne Pfeil und Bogen als den Gott der Liebe Amor erscheinen lassen, offensichtlich fiel sein Wirken bei der schwarzhaarigen jungen Frau auf fruchtbaren Boden, deren rechte Hand scheinbar zur Berührung der nackten Freundin ansetzt, den Ausgang dieser Handlung lässt der Künstler genauso offen wie die Frage nach der Erwiderung der Gefühle der Angebeteten, die scheinbar völlig unbeteiligt, doch augenscheinlicher Grund der Begehrlichkeit ist, geschickt steigert der Künstler auch die Dramaturgie der Szene, postiert er den Knaben noch vor einer nur schemenhaft und unverbindlich angedeuteten sommerlichen Uferlandschaft, so stellt er die Frauen vor ein phantastisches Gebüsch mit goldgelben, ährenähnlichen Blattrispen, das in seiner Dichtheit, einem wertvollen Brokatstoff gleich, zum strahlenden goldglänzenden Hintergrund der Szene wird, gering pastose Malerei des Art déco, Öl auf Leinwand, 1920er Jahre, rechts unten signiert "Adrien Thevenot", doubliert, restauriert, sehr schön mit Passepartout im Impressionisten-Goldstuckrahmen gerahmt, Falzmaße ca. 90 x 117 cm. Künstlerinfo: frz. Maler (1889 Rougemont-Le-Château bis 1942? Alles-sur-Dordogne?), studierte an der Académie Julian Paris bei Paul-Albert Laurens (1870–1934), Mitglied der Société des Artistes Français, beschickte ab 1928 den Pariser Salon, 1928 Ehrung mit dem Prix Maguelonne Lefebvre-Glaize, 1933 Ausstellung seiner Arbeiten im Nationalmuseum moderner Kunst Madrid, zunächst tätig in Paris, während des 2. Weltkriegs Flucht in die freie Zone, später tätig erwähnt in Alles-sur-Dordogne, Quelle: Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Bénézit und Internet.