Prof. Matthäus Schiestl, attr., Edelmann auf Wanderschaft
junger Wandersmann mit Stock und Buch unterm Arm, vor sommerlicher Dorflandschaft mit Kirche und Fachwerkhäusern, gering pastose Genremalerei, hierzu bemerkt Bruckmann: "... Seine Motive wurden bestimmt durch seine Vorliebe für Legenden, Sagen, Märchen und das Volkslied. Er entwickelte einen eigenen volkstümlichen Stil, der sich durch vereinfachte, fast naiv zu nennende Kompositionen auszeichnete: es überwiegen kleine Personengruppen, deren Mitglieder herbe, urwüchsige oder – bei Kindern – unschuldige Gesichtszüge haben. In einigen dieser Bilder wird eine Poesie erkennbar, die in der frühen Romantik wurzelt. Bei seinen Landschaften wird M. Schiestl vollends zum Lyriker: Sonnige Wiesengründe mit klaren Bächlein und reizvollen Baumgruppen bilden den Hintergrund, ein seliges Kinderland wird zur Kulisse seiner schlichten, liebevoll behandelten Motive. ...", Öl auf Papier und Karton, links unten übermalte unleserliche Signaturreste, ein nahezu identisches, vom Künstler signiertes Motiv, wurde im Juni 2021 bei Van Ham versteigert, etwas restaurierungsbedürftig, ungerahmt, Motivmaße ca. 49 x 33 cm. Künstlerinfo: dt. Maler, Kirchenmaler, Glasfensterentwerfer und Graphiker (1869 Gnigl bei Salzburg bis 1939 München), Sohn des Tiroler Bildschnitzers Matthäus Schiestl des Älteren, ab 1873 war die Familie in Würzburg ansässig, 10-jährige Lehre und Mitarbeit in der Werkstatt des Vaters, beeinflusst vom Kirchenmaler Franz Plattner, ab 1890 als Landschaftsmaler und Modellzeichner tätig, ab 1893 in München Selbststudium als Kopist in der Alten Pinakothek, 1894–95 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Karl Raupp und Wilhelm von Diez, 1896 aus wirtschaftlichen Gründen Studienunterbrechung und Mitarbeit in der väterlichen Werkstatt, später in einer Glasmalereianstalt in Innsbruck, 1896 Fortsetzung des Studiums an der Münchner Akademie und Meisterschüler von Ludwig von Löfftz, anschließend freischaffend in München, unternahm Studienreisen nach Tirol, Frankreich, Franken, Belgien, Holland, England, Italien, Palästina und 1905 nach Ägypten, erhielt diverse Ehrungen wie 1896 und 1898 den Ersten Preis und 1897 die Silbermedaille der Münchner Akademie, 1912 Ernennung zum Professor, 1920–39 als Maler in St. Wendel tätig, Mitglied der 1905 gegründeten Künstlervereinigung "Hetzfelder Flößerzunft", der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst, der Luitpold-Gruppe, der Münchner Künstler-Genossenschaft, im Verein für Originalradierung München und Mitglied der Münchner Künstlervereinigung "Der Bund" sowie im Reichsverband bildender Künstler Deutschlands, beschickte ab 1897 den Münchner Glaspalast, tätig in München, Quelle: Thieme-Becker, Vollmer, Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Dressler, Matrikel der Münchner Akademie, Fuchs, Ries, Bruckmann "Münchner Maler des 19./20. Jh.", Müller-Singer und Wikipedia.