Nicolaas Reyers, Gemüsehändlerin mit Musikant
idyllische Szene mit junger Frau in klassizistischer Mode und elegant gekleidetem Kind, im Gewölbe Blumenkohl, Sellerie, Möhren und Rotkohl feilbietend, unter der weinumrankten Fensteröffnung zum Verkaufsraum hat sich ein Drehleierspieler zur Unterhaltung der Gruppe niedergelassen, ähnlich wie Gerard [oder Gerrit] Dou (1613–1675) lässt Reyers den Betrachter des Bildes an scheinbar alltäglichen Begebenheiten teilhaben – öffnet sonst private Gemächer, mittels großer Fensteröffnungen, dem Blick des Betrachters und schafft dennoch eine respektvolle Distanz durch das rahmende Fenster mit massiver Brüstung, mit großer Raffinesse gelingt es Reyers die Mühen des Lebens – in Gestalt der Verkäuferin jenseits der Brüstung, und die Freuden des Lebens – in Gestalt der Weinranken und des Spielmannes diesseits der Brüstung, allegorisch vereint und doch getrennt darzustellen, nicht von ungefähr weist die junge Frau mit ihrer Linken auf die Waage, die hier als Symbol der Ausgewogenheit von Arbeit und Vergnügen steht, lediglich das kleine Mädchen mit keckem Hütchen und feinem Kleid scheint, auf der Brüstung stehend, weder der einen noch der anderen Seite des Lebens zugehörig, geradezu vermittelnd, über den Dingen zu stehen, poesievoll-philosophische, feinst mit spitzem Pinsel lasierend, partiell gering pastos festgehaltene Genremalerei mit trefflich erfassten Details, so brillieren die Lichtreflexe der messingfarbenen Balkenwaage an der Fensterlaibung genauso wie die naturalistisch wiedergegebenen Figuren, die Weinranken, das Gemüse und die Drehleier, Öl auf Holzplatte, rechts unten auf der Brüstung unscheinbar signiert und undeutlich datiert "N. Reyers p. [pinxit = "hat das Bild geschaffen"] 1780", rückseitig altes beriebenes Etikett mit abweichender Datierung "... Reyers 1778", minimal restauriert, ungerahmt, Maße ca. 41 x 32 cm. Künstlerinfo: auch Klaas Reijers, niederländischer Genre-, Bildnis- und Supraportenmaler, Radierer, Drucker und Miniaturmaler (1719 Leiden bis 1784 Leiden), ab 1737 Schüler von Hieronymus van der My [Mey, Meij oder Mij] an der Kunst- und Zeichenakademie Leiden, arbeitete 1777–82 auch als Kupferstecher, tätig in Leiden, Quelle: Thieme-Becker, Saur "Bio-Bibliographisches Künstlerlexikon", Scheen, Wurzbach und Info Niederländisches Institut für Kunstgeschichte (RKD).