Rudolf Hesse, Im Wirtshaus
zwei Zechkumpanen in der Schenke, an einem Tisch sitzend, einen älteren, wohl als Straßenverkäufer tätigen Herrn mit Zahnweh verlachend, gekonnt eingefangene Genreszene in gedeckter Farbigkeit, lasierende Malerei mit dynamischem Pinselstrich unter partieller Auflösung der Konturen, zu Hesses Malweise bemerkt Thieme-Becker: „Stets mündet seine Linie nach prompter aber höchst discreter Erfüllung ihres nächsten realistisch kennzeichnenden Zweckes in eine bestimmte, aus der Durchschnittsproduktion heraus erkennbare Ornamentik heiter-phantastischen Gepräges [...] vielleicht unbewußt von Busch beeinflußt.“, Hesse entwickelte im Laufe seines Lebens ein bemerkenswert breites malerisches Spektrum, das vorliegende Werk ist noch seinem Schaffen vor dem 1. Weltkrieg zuzuordnen, als er sich in der Malerei mehr auf humoristische bis groteske Genreszenen fokussierte, nach dem für ihn traumatischen 1. Weltkrieg wurde seine Darstellungsweise vielfältiger, experimenteller, gleichzeitig kontrastreicher, schwerer und eher der Postmoderne zuzuordnen, wie der Kunsthistoriker Peter Pachnicke auf der Website des Künstlers ausführt, Öl auf Holzplatte, Anfang 20. Jh., rechts unten signiert "Rud. Hesse", rückseitig ungedeutete Annotation "SFNE", punktuelle Retuschen, schön gerahmt, Falzmaße ca. 28,5 x 43 cm. Künstlerinfo: dt. Maler, Zeichner, Radierer und Karikaturist (1871 Saarlouis bis 1944 München), Studium an der Münchner Akademie unter Nikolaus Gysis, Studienaufenthalte in Holland und Frankreich, verheiratet mit der Malerin Felicitas Tillessen, ab 1912 dauerhaft in München ansässig, Mitglied der Münchner Kunstgenossenschaft und der Gruppe "48", einen wichtigen Teil seines Werkes schuf er als Karikaturist, darunter für die "Jugend", die "Fliegenden Blätter", "Kladderadatsch" u.a., tätig auch als Buchillustrator und Werbegrafiker, malerisch verwirklichte er sich als Genremaler und Portraitist mit oft impressionistischem Duktus, in seinem Œuvre finden sich auch religiöse Motive und Stillleben, 1916 widmete ihm der Glaspalast München eine Einzelausstellung, ab dieser Zeit künstlerischer Fokus auf die Malerei, in der NS-Zeit wurden seine Karikaturen verboten, die Stadt Saarlouis widmete ihm 1984 eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus, zwischen 1980 und 2010 Ausstellungen in Saarlouis, im Städtischen Museum Saarlouis sowie dem Museum Haus Ludwig und im Kunstmuseum Bayreuth, mit Werken vertreten im Städtischen Museum Bautzen, in der Berliner Nationalgalerie, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum, in München in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, im Lenbachhaus und im Stadtmuseum, Quelle: Thieme-Becker, Saur, Künstlerwebsite und Hochdörffer, Rudolf Hesse.