Ludwig Meidner, ”Der Berthke”
leicht seitliches Portrait eines Herren mit festem Blick, entstanden 1916, als Meidner, erst in diesem Jahr zum Kriegsdienst eingezogen, als Dolmetscher im Lager für französische Kriegsgefangene in Merzdorf bei Cottbus (heute Stadtteil von Cottbus) arbeitete, die hier angebotene Arbeit stammt wohl ursprünglich aus dem 2002 in der Auktion 822 als Lot 324 im Auktionshaus Lempertz angebotenen Skizzenbuch, hierin befand sich unter anderem eine Arbeit, die als „Gefreiter Berthke von Oben gesehen ließt einen Schundroman!“ bezeichnet war, weiterhin ist ein Portrait im Profil, ebenfalls von 1916, im selben Format bekannt, siehe Auktionshaus Grisebach, Auktion 302, Los 1205, hier betitelt „Männerkopf im Profil nach links“ WVZ Presler PR02-4.X, Tuschefeder über Bleistift auf Papier, im unteren Bereich betitelt „Der Berthke Merzdorf/Cottbus“, ligiertes Monogramm und Datierung „LM 1916“, im Passepartoutausschnitt gebräunt, lose unter Passepartout montiert und hinter Glas gerahmt, Blattmaß ca. 27,4 x 18,6 cm. Künstlerinfo: dt.-jüdischer Maler, Zeichner, Graphiker und Dichter (1884 Bernstadt an der Weide bis 1966 Darmstadt), 1901–03 Maurerlehre, studierte 1903–05 an der Kunst- und Gewerbeschule Breslau, 1905–06 Modezeichner in Berlin, parallel Radierunterricht im Atelier von Hermann Struck in Berlin, 1906–07 Studium an der Académie Julian und im Atelier Cormon in Paris, ab 1908 in Berlin tätig, 1912 Gründung der Gruppe ”Die Pathetiker”, in Berlin Mitarbeit an expressionistischen Zeitschriften wie ”Der Sturm”, ”Die Aktion”, ”Die Weißen Blätter” und ”Der Feuerreiter”, 1914 kurzzeitig in Dresden ansässig, später in Berlin-Halensee, ab 1933 als ”entartet” diffamiert und mit Arbeits- und Ausstellungsverbot belegt, 1935–38 Zeichenlehrer am jüdischen Realgymnasium ”Jawne” in Köln, 1938 Emigration nach London, 1940–41 Internierung als feindlicher Ausländer, 1953 Rückkehr nach Frankfurt am Main, später Atelier in Hofheim am Taunus und ab 1963 in Darmstadt, Mitglied der Berliner Secession und im Künstlerbund Schlesien, Quelle: Thieme-Becker, Vollmer, Dressler und Wikipedia.